Kinderwagen Kinderwagen: Zekiwa mit guter Prognose für 2008

Döschwitz/ddp. - Der traditionsreiche ZeitzerKinderwagenhersteller Zekiwa hat sich neue Vertriebswege gesucht.Jeder vierte Kinderwagen von Zekiwa wird heute über das Internetverkauft. Der virtuelle Handel entwickelt sich schwunghaft. «Aufdiese Weise schaffen die Produkte des Unternehmens auch den Weg indie alten Bundesländer», sagt Evelin Schönefuß, die Geschäftsführerinder Zekiwa GmbH. Im traditionellen Handel sei das sehr schwer zuerreichen, bedauert Schönefuß.
Vorurteile gegen die Firma aus Sachsen-Anhalt gebe es nach wievor. «Als eigenständiges Ostunternehmen haben wir unter unseremMarkennamen nur geringe Chancen», erklärt sie. Dabei war Zekiwa, derVEB Zeitzer Kinder Wagenindustrie, bis zum Ende der DDR einer dergrößten Hersteller von Kinderwagen weltweit. Rund 460 000 Exemplareverließen jährlich den Betrieb mit einst 2000 Mitarbeitern. DasGeschäft boomte, fast zwei Drittel davon gingen in RichtungSowjetunion. Standbein des bereits 1846 gegründeten Unternehmens warder Export, erinnert sich die einstige Direktorin für Absatz. DasUnternehmen lieferte auch an Versandhäuser in der Bundesrepublikunter deren Eigennamen.
Mit der Wende brach der Absatz in Richtung Osten zusammen. «Unsfehlte damals jeglicher Kontakt nach Westeuropa, um dort Fuß fassenzu können», erzählt die Geschäftsführerin. Es waren harte Jahre, bisZekiwa wieder in die Gewinnzone kam. Privatisierungen und dieAufsplitterung in Teilbetriebe kamen dazu. Schließlich hoben dieMitarbeiter die alte Firma neu aus der Taufe. Ab 1998 war wieder einvolles Sortiment zu haben.
Produziert wird bereits seit Anfang der 90er Jahre in Osteuropaund Asien. Anders könne man im Konzert der Kinderwagenherstellernicht mithalten, sagt Schönefuß. Vertrieb, Entwicklung und Serviceblieben in Deutschland. Die Modelle der oberen Preisklasse werdenseit rund zwei Jahren wieder selbst komplettiert.
Die Auslagerung der Fertigung in den asiatischen Raum hält dieIndustrie- und Handelskammer Halle-Dessau für einen akzeptablen Weg,wenn es um das Überleben eines Betriebes geht. Michael Drescher,zuständig für internationale Geschäfte, nennt einen solchen Schritt«selten in Sachsen-Anhalt». Inzwischen gebe es erst Firmen, die ihreProduktion wieder in die Heimat zurückholten. Das geschehe vor allemdann, wenn Partner nicht die gewünschte Qualität lieferten. Sonstdominiere der Zukauf einzelner Komponenten, um die eigene Produktionkostengünstig zu gestalten.
In puncto Qualität ist Schönefuß sehr genau. Mehrmals im Jahrsitzt sie im Flieger nach Taiwan und China, schaut in denfirmeneigenen Niederlassungen und in der eigentlichen Produktion nachdem Rechten. Kinderarbeit gebe es an den Zekiwa-Bändern auf keinenFall, alle Betriebe im Ausland sind zertifiziert, sagt sie.
45 Grundmodelle hat Zekiwa heute im Angebot, vier neue davon inder Herbstkollektion. Daneben werden nach wie vor, mit sinkenderAbsatzzahl, Puppenwagen produziert. Für dieses Jahr rechnet dieGeschäftsführerin mit 60 000 bis 80 000 verkauften Kinderwagen. DieHälfte davon ist für den Export unter anderem nach Russland, Litauen,Estland, die Schweiz, die Niederlande und Skandinavien bestimmt. ImSeptember wurde bereits der Umsatzwert von 2007 erreicht, den sienicht nennt. Es gehe dem Unternehmen gut, versicherte sie. Mit zwölfBeschäftigten sei man gut aufgestellt, um die Turbulenzen derFinanzkrise umschiffen zu können.
Bewährt hat sich nach ihrer Einschätzung die klare Ausrichtung antraditionellen Modellen. Es mache wenig Sinn, «irgendwelchefuturistischen Kinderwagen» anzubieten, die in kurzer Zeit unmodernwürden. Die Aussichten für 2009 vermag sie nicht einzuschätzen, derGeburtenknick in Deutschland und Kaufzurückhaltung spielten dabeieine Rolle.