Karussells und Losbuden Karussells und Losbuden: Schausteller fürchten sinkende Umsätze auf Volksfesten
Magdeburg/dpa. - «Wir leiden unter dem 'Sehleute- Syndrom'», sagte Ritter. «Immer mehr Leute kommen nur zum Schauen.»
Den Angaben zufolge haben allein auf dem Münchner Oktoberfest imvergangenen Jahr rund 450 000 Besucher keinen Cent ausgegeben. «Wenn das schon beim größten deutschen Volksfest so ist, kann man sich vorstellen, wie es bei kleineren Veranstaltungen, vor allem in strukturschwachen Gebieten, aussieht», sagte Ritter. Die Schausteller in Ostdeutschland klagen wegen der geringeren Kaufkraft noch stärker über sinkende Umsätze. So zeige auch der Trend bei der Eisleber Wiese, einem der größten Volksfeste in Sachsen-Anhalt, nach unten, sagte Ritter.
Nach Umfragen des Verbands hat sich der Umsatz der Schausteller in ganz Deutschland von etwa 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2001 in den vergangenen Jahren fast halbiert.
Mit neuen Marketingstrategien will der Schaustellerbund den Trendumkehren. So sollen weniger laute und aufdringliche Musik, spezielleVorführungen und Aktionstage vor allem das Publikum über 50 Jahrenund Familien ansprechen. «Die Ballermanisierung muss aufhören. Wirmüssen zurück zu den kulturellen Wurzeln der Volksfeste», sagteRitter.
Probleme beklagen die Schausteller auch beim Anwerben neuerArbeitskräfte. «Wir würden gern Langzeitarbeitslose dauerhafteinstellen. Scheinbar ist es aber ehrenrührig, am Wochenende oder nachts zu arbeiten. Uns wird einfach niemand vermittelt», sagte Ritter. Deshalb setzen die Schausteller vor allem auf ausländische Saisonarbeiter und lassen immer mehr Arbeiten von Maschinen machen. In rund 5 000 Schaustellerbetrieben sind bundesweit knapp 46 000 Mitarbeiter beschäftigt.