1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Kandidatur Strauss-Kahns für Währungsfonds gewinnt an Fahrt

Kandidatur Strauss-Kahns für Währungsfonds gewinnt an Fahrt

10.07.2007, 09:58

Brüssel/Berlin/dpa. - Die von Deutschland wohlwollend aufgenommene Kandidatur des früheren französischen Finanzministers Dominique Strauss-Kahn für die Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewinnt in der EU an Zustimmung.

Der Vorsitzende der Finanzminister des Eurogebiets, Jean-Claude Juncker, sagte am Montag in Brüssel, der sozialistische Politiker habe «alle Eigenschaften, um Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds zu werden». Belgiens Finanzminister Didier Reynders bezeichnete den Franzosen als «exzellenten Kollegen». Strauss-Kahn war früher auch Finanzminister.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück äußerte sich hingegen am Rande des Treffens mit seinen Amtskollegen der Eurogruppe nicht. Die Bundesregierung, die sich bisher nicht offiziell festlegte, sieht den Franzosen als einen «starken Kandidaten». Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy kam am Abend persönlich zu den Ministern, um seinen Personalvorschlag zu verteidigen.

Sarkozys Vorpreschen sorgte allerdings auch für Widerspruch. Es wäre eine Fehlentscheidung Europas, wenn alle zentralen internationalen Wirtschaftspositionen mit Vertretern aus einem Land besetzt werden, sagte CDU-Finanzexperte Steffen Kampeter in Berlin.

Diplomaten berichteten in Brüssel, bei der Konferenz am Montag und Dienstag werde keine Entscheidung zu einem europäischen IWF- Kandidaten erwartet. «Es wird weitere Gespräche geben», verlautete aus Kreisen der portugiesischen EU-Ratspräsidentschaft.

Kampeter verwies darauf, dass die Franzosen bereits an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB), der Welthandelsorganisation (WTO) sowie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) stünden. Auch hätten Franzosen schon mehrfach den IWF geführt. «Europa ist mehr als Frankreich.» Die wirtschaftspolitischen Ansichten des Kandidaten seien problematisch. «Strauss-Kahn ist Vertreter des Staatsinterventionismus.» Kampeter forderte die Bundesregierung auf, die Kandidatensuche nicht frühzeitig zu beenden.

Der Kandidat für den IWF-Chefposten wird traditionell von den Europäern vorgeschlagen, während der Weltbank-Chef die Domäne der USA ist. Deutschland sei bei der Entscheidung Sarkozys eingebunden gewesen, hieß es. Der Vorschlag habe daher nicht überrascht. Aus Italien waren der ehemalige EU-Kommissar Mario Monti, Finanzminister Tommaso Padoa-Schioppa oder Notenbankgouverneur Mario Draghi für den Washingtoner Spitzenposten ins Spiel gebracht worden.

In Polen soll der frühere Notenbankchef Leszek Balcerowicz bereitstehen. Beide Länder haben aber bisher keinen offiziellen Kandidaten benannt.