Junge Theaterspieler müssen auf Spiegelwand verzichten
HALLE/WEISSENFELS/MZ. - Dennis Knop und Jessica Held können sich einen Nachmittag ohne den Kinder- und Jugendhilfeverein in Weißenfels nicht vorstellen. Die beiden Zehnjährigen wohnen in der Neustadt, wo sich eine der vier Begegnungsstätten des Vereins für Kinder befindet.
"Wir backen heute Muffins zum Muttertag und gestalten Glückwunschkarten in Fadengrafik oder Wachsmaltechnik", erzählt Dennis begeistert. "Jeden Nachmittag ist hier was anderes los", fügt der Schüler der Pestalozzischule hinzu. Meistens kommt der quirlige Junge gleich nach dem Unterricht hierher, um Mittag zu essen und danach seine Schulaufgaben zu machen.
"Unser Dennis ist oft der erste, der kommt", sagt Gudrun Basel. Die Vereinsmitarbeiterin kennt ihre Schützlinge mit Namen, weiß, was die Mädchen und Jungen, die immer zuerst nach Essen und Trinken fragen, gern mögen und womit sie sich in ihrer Freizeit beschäftigen. "Die Kinder kommen immer ausgehungert bei uns an. Es sind Grund- und Sekundarschüler, deren Familien von Hartz IV leben, denen das Geld an allen Ecken fehlt", sagt die Vereinsvorsitzende Christl Große. Deshalb sei der Verein auch auf viele Spenden angewiesen. "Wir holen die Kinder von der Straße, schaffen von Montag bis Freitag die verschiedensten Angebote", sagt die Pädagogin. Heike Hünniger bestätigt das. Die junge Frau, die Sozialpädagogik studiert, ist nah dran an den Kindern. "Wir backen und kochen gemeinsam, basteln, es gibt Sportangebote und Spiele für die Sinne, bei denen sich alle herausgefordert fühlen", sagt Heike Hünniger. "Regelmäßig stellen die Kinder ihre Lieblingsbücher vor", so die Studentin. Das sei meistens freitags, ein Tag zum Auspendeln, den die Kinder richtig genießen.
Inzwischen geht es in der Einrichtung beengt zu, weil der Verein in der ehemaligen großen Altbauwohnung in der Merseburger Straße zunehmend Resonanz bekommt. "Die Angebote sind beliebt, das spricht sich schnell herum. Mittlerweile haben sich Kinder angefreundet", sagt Christl Große. Allerdings platze die Begegnungsstätte aus den Nähten. "Wir brauchen mehr Platz und liebäugeln mit Räumen im ehemaligen Elektrizitätswerk, das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2010 saniert wird", sagt die Weißenfelserin.
In der Begegnungsstätte "Wilhelmshöhe" in Weißenfels-West nutzt der Verein ein ganzes Haus. Hier trainiert die Tanzgruppe, proben die Clowns vom Eine-Welt-Zirkus und neuerdings die Mondscheinkinder als Theatergruppe. Der Name entstand, weil es sich um Mädchen und Jungen handelt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, weil deren Eltern meist arbeitslos und arm sind. Die große Spiegelwand, die die Laienspieler für das Proben brauchen, ist kaputt. "Wir müssten eine neue anschaffen, doch dafür fehlen die Mittel", sagt der stellvertretende Vereins-Chef Mike Bastian.
In der "Wilhlemshöhe" befinden sich außerdem Räume zum Übernachten für Ferienfreizeiten. "Unser Sommercamp ist gefragt und immer ausgebucht", sagt Bastian. Vom Jugendamt des Burgenlandkreises erhalte der Verein zwar finanzielle Förderung, aber das Geld reiche nicht hinten und nicht vorne. "Wir wollen die Gruppenräume neu gestalten und uns dabei auf die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft konzentrieren", wünscht sich Bastian. Zudem befinde sich eine Metallwerkstatt für junge Handwerker im Aufbau.