Jubilar Jubilar: Peter Hartz wird 65 Jahre alt

Hannover/dpa. - Am Mittwoch (9.8.) wird derlangjährige, mächtige VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz 65 Jahre alt.Den Beginn seines Ruhestandes hat er sich früher sicher andersvorgestellt. Die Würdigungen zum Ende eines langen Berufslebensblieben aus. Hartz fiel bereits vor einem Jahr über die VW-Affäre umSchmiergeld, Lustreisen und Sexpartys auf Firmenkosten.
Noch ist nicht sicher, ob Anklage gegen den prominenten Managererhoben wird. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen desVerdachts der Untreue und prüft zudem Vorwürfe einer Begünstigung vonBetriebsräten. Über das Spesenkonto des Arbeitsdirektors waren nachden Erkenntnissen der Justiz Reisen und Partys ungeprüft abgerechnetworden. Angeblich sollten Betriebsräte so bei Laune und aufUnternehmenslinie gehalten werden.
Der Hartz-Rücktritt im Juli 2005 war das bittere Ende einer langenKarriere. Der einst hoch geschätzte Berater für Politik undWirtschaft, Duzfreund von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, IG-Metall-Mitglied und Vater der nach ihm benannten Arbeitsmarktreformensteht vor den Scherben seines Lebenswerkes. Wie kein Zweiter aus derRiege der Manager bei VW stand Hartz für Konsens und einen ganzbesonderen Zusammenhalt mit der Arbeitnehmerseite und demBetriebsrat. Diese Nähe trug zu seinem Sturz bei.
Dabei war Hartz im Frühjahr des vorigen Jahres zwar wegen derProbleme mit den Arbeitsmarktreformen in der Bevölkerung höchstumstritten. Kaum jemand hätte aber erwartet, dass er in die VW-Schmuddelaffäre verstrickt sein könnte. Dem Unternehmen hatte Hartzetwa in den 90er Jahren mit seinerzeit durchaus innovativen Ideen auseiner tiefen Krise geholfen. Er trug dazu bei, dass zehntausendeArbeitsplätze zumindest vorübergehend gerettet werden konnten.
Hartz war der Vater vieler Beschäftigungsmodelle, die bundesweitfür Aufsehen sorgten: So wurde unter seiner Ägide 1993 die Vier-Tage-Woche bei VW eingeführt - eine Art Arbeitszeitverkürzung ohneLohnausgleich - und damit Massenentlassungen verhindert. Sie stehtinzwischen wieder auf dem Prüfstand, war auch nur als vorübergehendeMaßnahme gegen die zurückgehende Autonachfrage geplant. Aber sieblieb, als es mit dem Absatz dann doch nicht wieder bergauf ging.
Gemeinsam mit den Betriebsrat schuf Hartz zudem das Konzept der«atmenden Fabrik» - das flexible Reaktionen auf schwankendeAuftragslagen zulässt. Und auch die «Auto 5000 GmbH», dieArbeitsplätze für Langzeitarbeitslose schuf, geht auf Hartz zurück.Der Rücktritt des prominenten Personalvorstandes markierte beiEuropas größtem Autobauer Volkswagen auch das Ende einer Ära.
Der gebürtige Saarländer war am 1. Oktober 1993 zu Volkswagengekommen. Der damalige VW-Chef Ferdinand Piëch holte ihn. Zuvor warder gelernte Industriekaufmann und Absolvent der heutigen Hochschulefür Technik und Wirtschaft in Saarbrücken unter anderemVorstandsmitglied der Saarstahl AG und der Holding DHS-DillingerHütte Saarstahl AG. Er ist Ehrendoktor der Universität Trier,verheiratet und hat einen Sohn. Seit seinem Rücktritt lebt Hartzwieder in seiner saarländischen Heimat. Es ist ruhig geworden um denprominenten Manager, der inzwischen als Unternehmensberater arbeitet.Spätestens bei dem juristischen Nachspiel der VW-Affäre wird man aberwieder von Hartz hören - als Zeuge oder Angeklagter.