JPMorgan will Preis für Bear Stearns verfünffachen
New York/dpa. - Angesichts massiver Proteste von Aktionären will die US-Großbank J.P. Morgan Chase ihren Übernahmepreis für die schwer angeschlagene Investmentbank Bear Stearns laut US-Medien deutlich nachbessern.
J.P. Morgan plane ein fünfmal höheres Angebot von rund zehn Dollar je Aktie. Der Verwaltungsrat von Bear Stearns wollte noch am Montag über die Offerte beraten und eine Entscheidung verkünden, berichtete das «Wall Street Journal» in seiner Online-Ausgabe.
Allerdings zögere die US-Notenbank Federal Reserve mit ihrer nötigen Zustimmung zu einem höheren Preis, hieß es in der «New York Times». Die Fed ist für die Bankenaufsicht mit zuständig und garantierte im Rahmen des Verkaufs rund 30 Milliarden Dollar an hochriskanten Wertbeständen bei Bear Stearns. Die Aktie von Bear Stearns schoss vorbörslich um fast 70 Prozent auf knapp rund zehn Dollar nach oben.
In einer Rettungsaktion für die vor der Pleite stehende fünftgrößte Investmentbank war vor einer Woche der Notverkauf zu zwei Dollar je Aktie vereinbart worden. In der Branche galt dies als Ramschpreis, da der Kurs kurz zuvor trotz eines bereits heftigen Einbruchs noch über 30 Dollar gelegen hatte. Aktionäre hatten heftigen Widerstand angekündigt und das Geschäft damit gefährdet. Das nun diskutierte Angebot bewerte Bear Stearns mit mehr als einer Milliarde Dollar (650 Mio Euro), berichtete die Zeitung unter Berufung auf an den Verhandlungen beteiligte Personen.
Die Fed will in jedem Fall den Eindruck vermeiden, mit Hilfe staatlicher Gelder würden private Aktionäre vor Verlusten bewahrt. Dies könnte Begehrlichkeiten weiterer Investoren wecken. US- Finanzminister Henry Paulson hatte den Notverkauf stets ausdrücklich allein als nötigen Schritt zur Stabilisierung der Finanzmärkte bezeichnet.
Die Spitze von Bear Stearns, der fünftgrößten US-Investmentbank, versucht unterdessen laut «New York Times», knapp 40 Prozent der eigenen Anteile bereits ohne den Segen der Aktionäre an J.P. Morgan zu verkaufen. Diese ungewöhnliche Maßnahme sei rechtlich möglich und soll später eine Mehrheit bei der nötigen Abstimmung über den Kauf erleichtern.
Sprecher der beteiligten Banken und der Fed äußerten sich zunächst nicht zu einem höheren Kaufpreis. Die Börse hatte zuletzt bereits auf eine Nachbesserung gewettet. Die Aktie von Bear Stearns notierte vergangene Woche rund dreimal so hoch wie der bisherige Übernahmepreis. Dieser war ohnehin leicht gestiegen, da der Kauf via Aktien von J.P. Morgan bezahlt werden soll und diese zuletzt an Wert zulegten.