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IT-Branche IT-Branche: Infineon meldet ein Minus von 312 Millionen Euro

18.11.2005, 13:05
Infineon-Chef Wolfgang Ziebart gestikuliert am Freitag (18. November 2005) bei der Bilanzpressekonferenz in München. (Foto: dpa)
Infineon-Chef Wolfgang Ziebart gestikuliert am Freitag (18. November 2005) bei der Bilanzpressekonferenz in München. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Nach dem tiefen Sturz in die Verlustzone hofftEuropas größter Chipkonzern Infineon auf einen Befreiungsschlag durchdie geplante Aufspaltung des Unternehmens. «Infineon steht vor dergrößten Veränderung seit seiner Gründung», sagte Konzernchef WolfgangZiebart am Freitag in München. Die Abtrennung des Speicherchip-Geschäfts, das bisher mehr als 40 Prozent des Umsatzes beisteuerte,biete aber immense Chancen. Im Geschäftsjahr 2004/05 (30. September)machte Infineon einen Verlust von 312 Millionen Euro nach einemGewinn von 61 Millionen Euro im Jahr zuvor.

Ziebart sieht den Konzern trotz der tiefroten Zahlen auf Kurs.«Wir haben beträchtliche Fortschritte bei der Kostenreduktion sowiebei der Verschlankung des Unternehmens gemacht.» Vor allem der starkePreisdruck und der Verlust von Marktanteilen bei Mobilfunkkunden -damit ist die inzwischen verkaufte Siemens-Handysparte gemeint -hätten die Erfolge aber zunichte gemacht.

Der Konzern-Umsatz ging im vergangenen Geschäftsjahr um sechsProzent auf knapp 6,8 Milliarden Euro zurück. Im laufendenGeschäftsjahr sollen die Erlöse mit dem Markt um mindestens sechs bisacht Prozent zulegen. Eine Gewinnprognose wollte Ziebart weder fürdas Gesamtjahr noch für das laufende Quartal abgeben.

Ziebart warb um Vertrauen für die geplante Aufspaltung desKonzerns. «Beide Teile profitieren von einer Trennung.» DieLogiksparte könne den Erlös aus dem geplanten Börsengang in denAusbau des Geschäfts stecken. Auch das neue Speicherunternehmen könnesich mit der klaren Ausrichtung leichter Geld am Kapitalmarktbeschaffen. Die technologischen Synergien zwischen beiden Spartenseien geringer als in der Vergangenheit.

Die IG Metall forderte den Erhalt von Infineon als integriertenHalbleiterkonzern. Die Entscheidung sei beschäftigungspolitisch eineKatastrophe sowie unternehmerisch falsch, hieß es. Durch dieAbspaltung gehe technologische Kompetenz verloren. Zudem schrumpfeInfineon zu einem Nischenanbieter.

Das neue Speicherunternehmen soll spätestens zum 1. Juli 2006 anden Start gehen. Auch nach dem Börsengang werde Infineon zunächst dieMehrheit behalten, kündigte Ziebart an. Einige Patent- undLizenzvereinbarungen seien nur gültig, solange Infineon die Mehrheithalte. Erst wenn diese Fragen geklärt seien, werde sich Infineon ineine Minderheitenposition zurückziehen oder sich von allen Anteilentrennen. «Wir werden uns zeitlich aber nicht unter Druck setzenlassen.»

Die Börse hatte am Donnerstag negativ auf die Entscheidung desAufsichtsrats reagiert, das Unternehmen zu zerschlagen. Am Freitaglegte der Kurs nach Bekanntgabe der Zahlen kurz zu. Dies lag vorallem daran, dass der Verlust vor Steuern und Zinsen im viertenQuartal im Vergleich zum Vorquartal von 234 auf 43 Millionen Euroverringert werden konnte. Damit schnitt Infineon operativ etwasbesser ab als Analysten erwartet hatten. Bis zum Nachmittag lag derKurs aber nahezu unverändert bei knapp acht Euro.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr taten sich die Geschäftsbereicheschwer, die Infineon fortführen will. So halbierte sich in der Auto-und Industrieelektronik das Ergebnis vor Steuern und Zinsen auf 134Millionen Euro. Der Umsatz sank leicht auf gut 2,5 Milliarden Euro.In der Kommunikationssparte brachen die Erlöse um 18 Prozent aufknapp 1,4 Milliarden Euro ein. Der operative Verlust wuchs von 44 auf295 Millionen Euro.

Kennzahlen von Infineon (Grafik: dpa)
Kennzahlen von Infineon (Grafik: dpa)
dpa