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Insolvenz von Babcock Borsig Insolvenz von Babcock Borsig: Entscheidung über Rettungsplan vertagt

05.07.2002, 06:50

Oberhausen/Düsseldorf/dpa. - Davon übernehme das Land Nordrhein-Westfalen 200 Millionen Euround der Bund 230 Millionen Euro, erläuterte Clement. Damit solle eineBrückenfinanzierung für den Konzern bis zum Jahr 2004 mit einemVolumen von rund 550 Millionen Euro abgesichert werden. Densofortigen Finanzierungsbedarf für die Zahlung der Juni-Löhne und derRechnungen in Höhe von weiteren 200 Millionen Euro übernähmen mitEigenkapital-Erhöhungen die Großaktionäre WestLB, TUI AG (vormalsPreussag) und One Equity Partners.

Der Oberhausener Maschinenbau-Konzern Babcock Borsig hatte amFreitagmorgen inmitten fieberhafter Rettungsversuche Insolvenzantragbeim Amtsgericht Oberhausen gestellt. Clement hatte jedoch betont,dass dies ein juristischer Schritt zur Wahrung von Fristen sei unddie Rettungsbemühungen weitergingen. Der Konzern musste am Freitagwegen seiner Finanzkrise einen Insolvenzantrag stellen, um demVorwurf der Konkursverschleppung zuvorzukommen. Der vorläufigeInsolvenzverwalter kritisierte nach seinem Amtsantritt auch die späteOffenlegung der Finanzen. Babcock beschäftigt weltweit 22 000Mitarbeiter, davon 13 000 in Deutschland.

Für die sechs beteiligten Kernbanken sei neben einerNeuausrichtung des Konzerns ein neues Management absoluteVorbedingung für einen Sanierungsplan, berichtete derMinisterpräsident. Am Wochenende werde er Einzelgespräche mit denVorständen der Banken und dem vorläufigen Insolvenzverwalter führen.Die WestLB und die Deutsche Bank hätten dem Rettungsplan bereitszugestimmt. Wenn die übrigen Banken am Montag nicht zustimmen würden,müsse das Insolvenzverfahren weitergeführt werden, sagte Clement.

Die Mitarbeiter sollen Anfang kommender Woche Insolvenz-Ausfallgeld vom Arbeitsamt erhalten, berichteten die Beschäftigtennach einer Betriebsversammlung in der Oberhausener Konzern-Zentrale.Ein Anwalt hatte sie während der Veranstaltung über den Ablauf desbeantragten Insolvenzverfahrens informiert.

Die FDP warnte Clement davor, dem angeschlagenen Konzern einenBlanko-Scheck auszustellen. «Eine Insolvenz, die nur durch politischeIntervention abgewendet wird, schafft keine wettbewerbsfähigenStrukturen», sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Gerhard Papke. CSU- Landesgruppenchef Michael Glosriet in Berlin den Babcock-Beschäftigten zur Vorsicht. Im FallHolzmann sei Schröders persönliches Engagement alles andere alserfolgreich gewesen.

Es sei überragend wichtig, Babcock Borsig mit seinen rund 300Konzernunternehmen zusammenzuhalten, sagte der Ministerpräsident.«Was wir jetzt brauchen ist Babcock Borsig neu.» Er befürchte keineneuerliche Pleite wie im Fall Holzmann, weil die Babcock-Sanierungmit einer neuen Strategie und einer neuen Führungsmannschaftverbunden werde, sagte der Ministerpräsident. DasTraditionsunternehmen war durch die Abgabe der Aktienmehrheit an derKieler Werft HDW in die Krise geraten.