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Inflation sorgt in Euro-Ländern für Unruhe

03.12.2007, 17:22

Brüssel/dpa. - Die höchste Inflation seit sechseinhalb Jahren sorgt in der Eurozone für Unruhe. «Wir können die steigenden Inflationsrisiken nicht ignorieren», sagte der Vorsitzende der Finanzminister des Euro-Gebiets, der luxemburgische Premier und Finanzminister Jean-Claude Juncker.

Auch der niederländische Ressortchef Wouter Bos zeigte sich am Rande von Beratungen mit seinen Amtskollegen des Eurogebiets besorgt.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück meinte hingegen, die derzeitige Teuerung beunruhige ihn nicht. Die Jahresinflation der Eurozone war im November wegen hoher Benzin- und Nahrungsmittelpreise auf 3,0 Prozent geklettert.

Steinbrück räumte ein, dass der starke Euro und die hohen Ölpreise Risiken für die Konjunktur bergen können. «Es könnte einen kleinen Dämpfer geben für die wirtschaftliche Entwicklung.» Die Konjunkturzahlen seien aber immer noch sehr gut, sowohl für Deutschland als auch für Europa und die ganze Welt. «Wir erwarten für 2008 gute Zahlen.»

Die EU-Kommission sagt für das kommende Jahr im Eurogebiet ein Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent vorher nach 2,6 Prozent im laufenden Jahr. Der Kurs des Euro fiel am Montag in Frankfurt auf 1,4666 US-Dollar nach 1,4761 Dollar am Freitag.

Die Finanzminister aller 27 EU-Länder werden an (diesem) Dienstag über die Finanzmarktaufsicht in der EU sprechen. Das Thema hat angesichts der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten und der Schieflage mehrerer europäischer Kreditinstitute - darunter die deutsche IKB und die Sachsen LB - eine besondere Bedeutung.

Der italienische Ressortchef Tommaso Padoa-Schioppa schrieb an die amtierende portugiesische EU-Präsidentschaft, die bestehenden Aufsichtsauschüsse der EU für Banken, Versicherungen und Wertpapiere müssten gestärkt und ausgebaut werden. Er forderte ebenfalls, einen «Weisenrat» von unabhängigen Persönlichkeiten einzusetzen, der die EU-Kommission bei diesem Vorhaben beraten sollte. Der römische Minister sprach von einem möglichen Ausbau der EU-Ausschüsse in «Koordinierungs-Agenturen» mit weitergehenden Befugnissen. Der Vorstoß wird laut Diplomaten von Frankreich unterstützt; Deutschland wolle zunächst die Präsentation in der Ministerrunde abwarten, hieß es.

Finanzkonzerne in der EU sollten grundsätzlich nach denselben Regeln arbeiten, forderte EU-Währungskommissar Joaquín Almunia. Bisher sei dies nicht der Fall. «Wir müssen dafür sorgen, dass der nötige Rahmen, die Abläufe und die Werkzeuge so schnell wie möglich geschaffen werden. Wenn wir zu langsam sind, könnte es zu schwerwiegenden Folgen kommen», sagte der spanische Kommissar mit Blick auf mögliche grenzüberschreitende Krisensituationen in der Branche.