Industrienahe Forschung Industrienahe Forschung: Hinter alter Fassade sprießen frische Ideen
Halle/MZ. - Der Gewerbepark Halle-Süd zählt nicht eben zu den Glanzlichtern der Saale-Stadt. Vom Aushängeschild, dem Wissenschafts- und Innovationspark Heide-Süd mit den nahen Forschungsstätten am Weinberg, trennen das Gelände des einstigen Kombinates Druck- und Lederfarben nicht nur räumlich Meilen. Dennoch gedeihen hinter den alten Fassaden frische wissenschaftlich-technische Ideen. Deren Quelle ist die Gesellschaft zur Förderung von Medizin-, Bio- und Umwelttechnologien e. V., kurz GMBU, die seit 1992 hier ansässig und seit 1996 Hauptsitz auch für die Standorte Dresden und Jena ist.
"Wir wollen vor allem mittelständische Unternehmen unterstützen, mit technischen Innovationen auf den Markt zu kommen", nennt Vorstandsvorsitzender Klaus Krüger das grundsätzliche Anliegen der gemeinnützigen Einrichtung. Denn die Zukunftsfähigkeit solcher Unternehmen hänge von der ständigen Erneuerung der Produktpalette ab.
Dabei verstehe sich die GMBU als Zentrum für Kompetenz und Know-how-Transfer, das neueste Ergebnisse der Hochschulforschung in konkrete Produktideen und -entwicklungen ummünzt. Das Spektrum der Stätte angewandter Forschung mit 35Mitarbeitern ist breit. Es reicht von der Entwicklung funktioneller Schichten für Oberflächen (Dresden) über Photonik und Optosensorik (Jena) bis hin zur Umweltbiotechnologie, auf die sich die 17 halleschen Spezialisten konzentrieren.
Dabei greifen die scheinbar sehr unterschiedlichen Bereiche häufig ineinander, um so genannte Querschnittstechnologien hervorzubringen. "Wir räubern in verschiedenen Disziplinen, um Neues zu finden", umschreibt Stefan Gai, der die Verfahrenstechnik leitet, salopp das Vorgehen.
Konkrete Ergebnisse seien unter anderem verfeinerte Verfahren zur biologischen Reinigung von Abwässern oder Abgasen sowie Methoden, mit denen die Prozesse in Kläranlagen besser überwacht werden können. So stehe ein so genannter Toxizitätssensor an der Schwelle zum Produkt. "Damit können beispielsweise Abwässer in sehr kurzer Zeit auf Giftstoffe untersucht werden, die von den Bakterienstämmen in der biologischen Reinigung nicht verkraftet werden können", erläutert Gai.
Mit der Umex GmbH in Erfurt sei ein Partner gefunden worden, der das Gerät herstellen und vermarkten will. Und erste potenzielle Anwender aus der Großindustrie hätten Interesse bekundet. "Wir hoffen, dass dies so eine Art Durchbruch für uns bringt", setzt Gai große Erwartungen in das Projekt.
Ein ähnlich interessantes, weit fortgeschrittenes Ergebnis der GMBU-Arbeit präsentiert Matthias Leifheid: "Der Screening-Sensor ermöglicht in einem stark verkürzten Verfahren, Mikroorganismen zu charakterisieren." Damit könnten zum Beispiel aus einer großen Bandbreite von Mikroorganismen zielgenau jene herausgefunden werden, die sich für biologischen Abbau bestimmter Schadstoffe eignen. Im Labor habe das Gerät seine Fähigkeiten bereits überzeugend bewiesen.
Die GMBU finanziert sich zum Teil aus öffentlichen Mitteln für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Weitere Gelder werden aus der freien Wirtschaft eingeworben. Doch das Budget ist knapp. Auf manch geplante Investition muss verzichtet werden. Und auch der Wunsch, näher an den Wissenschafts- und Innovationspark heranzurücken, wo viele der Forschungspartner beheimatet sind, wäre da noch zu erfüllen.