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Immobilien Immobilien: Biete Fonds in unruhiger Lage

19.01.2006, 07:06

Frankfurt/Main/dpa. - Diesmal sei der weitaus größere «grundinvestFonds» betroffen, teilte das Unternehmen in Frankfurt mit. Anlasswaren Verkauforders in Höhe von 700 Millionen Euro innerhalb von 24Stunden, die den Fonds in Liquiditätsschwierigkeiten brachten. Damitrückt die nach der Fondsschließung durch die Deutsche Bankbefürchtete Branchenkrise immer näher.

Die Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD sowie dasBundesfinanzministerium denken darüber nach, ob ungeachtet einerohnehin geplanten Änderung des Investmentgesetzes aktuellerHandlungsbedarf des Gesetzgebers besteht. Der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzende und Finanzexperte Joachim Poß meinte amDonnerstag in Berlin jedoch, grundsätzlich solle man die Schließungsolcher Fonds «nicht überbewerten». Der Vorsitzende der Links-Fraktion, Oskar Lafontaine, verlangte nicht nur gesetzgeberischeMaßnahmen für offene Immobilienfonds, sondern auch für die äußerstrisikobehafteten Hedgefonds.

Der jetzt betroffene Fonds gilt als solide und hatte noch amDienstag von der Rating-Agentur Feri sehr gute Noten erhalten. ImDezember hatte die Deutsche Bank erstmals in der Geschichte derAnlageform einen offenen Immobilienfonds bis zur Neubewertung derObjekte geschlossen. Eine panikartige Massenflucht der Anleger ausanderen Fonds war daraufhin zunächst ausgeblieben. Nach derunerwarteten Schließung der KanAm-Fonds, die nach Angaben desUnternehmens auf eine umstrittene Verkaufsempfehlung einer weiterenRating-Agentur zurückzuführen sind, ist nun wieder offen, ob nochweitere Fonds in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Reaktion der Anleger des «grundinvest Fonds» ist nachEinschätzung von KanAm rein psychologisch bedingt. «Hierfür gibt eskeinerlei wirtschaftliche Gründe», sagte KanAm-Sprecher MichaelBirnbaum der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Umso wichtiger seijetzt eine Versachlichung der Diskussion. Daher erwäge KanAm auchkeine rechtlichen Schritte gegen die Ratingagentur Scope, die mitihrer Beurteilung die Verkaufswelle offenbar mit ausgelöst habe.

Ein Sprecher des Bundesverbands Investment und Asset Management(BVI) sagte am Donnerstag, andere Fondsgesellschaften würden weiterauf die Vernunft der Anleger setzen: «Es gibt bei den anderenAnbietern noch keine Unruhe». Die Anteile des KanAm-Fonds könnenzunächst für die Dauer von drei Monaten nicht zurückgegeben werden.«Die Mittelabflüsse sind allein durch panikartige Verkäufe und nichtdurch wirtschaftliche Daten des Fonds begründet», heißt es in einerKanAm-Stellungnahme. Der «grundinvest Fonds» habe 2005 sogar mit diehöchsten Mittelzuflüsse in der gesamten Branche und einenüberdurchschnittlichen Wertzuwachs von sechs Prozent verzeichnet.

Die Fondsmanagerin Barbara Knoflach von der schwedischen Bank SEBsagte dem «manager magazin», die Deutsche Bank habe mit ihrerEntscheidung «die gesamte Branche schwer beschädigt». Auch derPräsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht(BaFin), Jochen Sanio, hatte indirekt Kritik an dem Branchenprimusgeübt und den Tag der Schließung als «schwarzen Dienstag» bezeichnet.Der Fonds der Deutschen Bank war wie andere ältere Fonds mit Fokusauf deutschen Gewerbeimmobilien in Schwierigkeiten geraten. Die unteranderem bei Sparkassen-Kunden beliebten KanAm-Fonds weisen jedocheine völlig andere Struktur auf.