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IHK Halle-Dessau IHK Halle-Dessau: Im Ruhestand lockt die Werkbank

Von WALTER ZÖLLER 16.12.2010, 18:50

Halle (Saale)/MZ. - Wenn Peter Heimann in diesen Tagen Pläne für die ersten Wochen des neuen Jahres macht, muss er sich umstellen. Heimann, seit 1990 Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, wird zwar beim Neujahrsempfang der Kammer als Festredner auftreten. Und er wird auch weiter als Honorarprofessor Vorlesungen an der Universität Halle halten. Dennoch hat er viel mehr Zeit als bisher. Unter anderem für sein größtes Hobby - das Handwerkern.

Denn der 68-Jährige tritt zum Jahresende in den Ruhestand, am Freitag wird er in Halle feierlich verabschiedet. Nun kann bald daheim gesägt, gemauert und gehämmert werden. Dass er dies beherrscht, steht außer Frage. Schon als 14-Jähriger half Heimann in seinem Heimatort in Baden-Württemberg einem Schlossermeister bei der Arbeit, in den Schulferien arbeitete er auf dem Bau. "Mein Motto lautete damals: Wer Abitur hat, muss auch mauern können", so Heimann.

Mit ihm verlässt jetzt einer die Bühne, der nicht nur 20 Jahre lang die Geschäfte der IHK geführt und die Kammer zu einem guten Stück geprägt hat. Heimann ist auch einer der einflussreichsten Interessenvertreter der Wirtschaft im südlichen Sachsen-Anhalt. Ausgestattet mit gehörigem Selbstbewusstsein, geprägt von einer konservativen Weltanschauung, ist der Volkswirt kaum einem Konflikt aus dem Weg gegangen. So legte er sich Mitte der neunziger Jahre regelmäßig mit der damaligen Koalition von SPD und Grünen an. In einem von Ironie durchsetzen Leserbrief meinte er damals beispielsweise, die Landesregierung habe für ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen mindestens den Nobelpreis verdient.

Doch er konnte auch gegen die austeilen, die ihm eigentlich näher standen: So geriet er zu Zeiten der CDU / FDP geführten Regierung ab und an mit dem liberalen Wirtschaftsminister Horst Rehberger aneinander. Heimann hat sich - trotz oder wegen dieser Auseinandersetzungen - viel Anerkennung erworben. Es gibt freilich auch Kritiker: Sie hätten lieber einen IHK-Hauptgeschäftsführer mit etwas weniger Sendungsbewusstsein erlebt. Scherzhaft hieß auch schon mal, Heimann störe nicht, wer unter ihm Präsident ist.

Wie bei vielen anderen hat die Wende 1989 auch das Leben von Heimann grundlegend verändert - allerdings anders, als bei den in der DDR aufgewachsenen Menschen. Heimann kam in Wien zur Welt, studierte in den sechziger Jahren Volkswirtschaftslehre in Marburg und arbeitet später unter anderem als Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Konstanz, bevor er 1990 dem Ruf der Kammern nach Halle folgte. Eigentlich nur für kurze Zeit geplant, doch die wurde immer länger. "Ich habe den Wechsel nach Sachsen-Anhalt nie bereut", versichert er.

Die Probleme, die ein IHK-Hauptgeschäftsführer und dessen Mitarbeiter Anfang der neunziger Jahre lösen mussten, wirken nun fast wie Relikte aus einer fernen Zeit. So standen damals Hunderte von Lehrlingen plötzlich auf der Straße, weil ihre Betriebe Konkurs hatten anmelden müssen. Die IHK sorgte dafür, dass sie ihre Ausbildung beenden konnten. "Und wir brauchten rasch ein IHK-Gesetz, damit die Kammern überhaupt arbeiten konnten." Der Landtag reagierte, auch weil Heimann die damalige PDS über alle ideologischen Grenzen hinaus von diesem Gesetz überzeugen konnte.

All dies ist Geschichte. Heute können die kleinen und großen Firmen auf einem soliden Fundament wirtschaften. Die Infrastruktur stimmt. Jetzt kommt es darauf an, was die Unternehmer daraus machen. "Und da bin ich optimistisch", so Heimann. Er kann die Entwicklung nun mit etwas mehr Abstand verfolgen - an der heimischen Werkbank.