IG Bergbau, Chemie, Energie IG Bergbau, Chemie, Energie: Augenmaß bei der Leiharbeit
Hannover/MZ. - Die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sieht in zeitlich befristet abgesenkten Löhnen für Leiharbeiter kein Tabu. Unterschiede zu den übrigen Beschäftigten seien möglich und auch nötig, sagte Hubertus Schmoldt, Vorsitzender der IG BCE, am Montagabend in Hannover, und erteilte damit Forderungen, nach gleicher Bezahlung, wie sie von einigen Politikern und anderen Gewerkschaftern erhoben werden, eine Absage. Zwar dürfe am EU-weit gültigen Grundsatz "gleiche Bezahlung" prinzipiell nicht gerüttelt werden, doch komme es letztlich darauf an, ihn auszugestalten. "Tarife regeln doch nicht nur das nackte Entgelt, dazu gehören auch Bereiche wie Jahresleistung oder zusätzliches Urlaubsgeld", sagte Schmoldt.
IG-BCE-Tarifexperte Werner Bischoff hält eine Unterschreitung der Tariflöhne von "mehr als zehn Prozent" für denkbar. Anlass zu dieser Überlegung sind offenbar die Erfahrungen, die die Gewerkschaft in der Chemie mit Langzeitarbeitslosen gemacht hat. Der in der Branche gültige Tarifvertrag erlaubt es Unternehmen, die solche Personen einstellen, ihnen bis zu einem Jahr nur 90 Prozent des üblichen Entgelts zu zahlen. Obgleich diese Firmen in derartigen Fällen einen erheblichen Anteil der Lohnkosten vom Arbeitsamt erstattet bekommen, ist die Resonanz auf diese Möglichkeit enttäuschend.
Bischoff glaubt daher, dass eine nur zehnprozentige Lohnreduzierung für Leiharbeiter nicht die gewünschten Beschäftigungseffekte bringen werde. Denkbar seien "auf einzelne Regionen zugeschnittene Modelle." Es müsse stets abgewogen werden, für welche Personengruppe und für welchen Zeitraum welche "speziellen Regelung" zweckmäßig sei, sagte Bischoff. Zu Lohndrückerei dürfe es aber auf keinen Fall führen.
Schmoldt warnte in diesem Zusammenhang vor Versuchen, die Leiharbeit zu missbrauchen. "Zu einem Drehtür-Effekt, bei dem Stammbelegschaften durch geliehenes Personal ersetzt werden, darf es keinesfalls kommen."
Offenkundig mit Blick auf das Hartz-Konzept - ein Element davon ist die Leiharbeit - warf der Chef der IG BCE der Bundesregierung Fehler vor. Zunächst würden immer vernünftige Dinge angekündigt, die dann aber nach einer Flut von Umsetzungsvorschlägen anders auf den parlamentarischen Weg gebracht würden. Das bereite Probleme, die Geschlossenheit der Bundesregierung wahrzunehmen.