Hypo Real Estate braucht weitere Finanzhilfe vom Staat
München/dpa. - Der angeschlagene Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) braucht nach einem Verlust von mehr als fünf Milliarden Euro im vergangenen Jahr weitere Finanzspritzen vom Staat.
Wieviel Eigenkapital genau benötigt werde, könne er derzeit noch nicht sagen, sagte Vorstandschef Axel Wieandt am Sonntag bei einer Telefonkonferenz. Dies müsse zunächst mit dem Banken-Rettungsfonds SoFFin besprochen werden. Wichtig sei aber die Botschaft, dass der Staat für das Überleben der Bank sorgen wolle und es weitergehe. «Die Stabilisierung und Rettung der HRE muss gelingen, in unser aller Interesse.» Zuletzt war immer wieder von einem zusätzlichen Kapitalbedarf von bis zu 10 Milliarden Euro die Rede gewesen.
Ziel sei eine Kernkapitalquote in der Größenordnung von etwa acht Prozent, sagte Wieandt. Inklusive des Jahresabschlusses 2008 hatte die Quote zuletzt bei 3,4 Prozent gelegen und damit unter der regulatorischen Mindestgrenze von vier Prozent. Streng genommen müsste die Finanzaufsicht BaFin die HRE damit dichtmachen. Das Jahresergebnis 2008 wurde in die Berechnung zunächst aber noch nicht einbezogen, so dass die Quote noch bei 6,2 Prozent lag. Die Kernkapitalquote gibt Auskunft über die Absicherung einer Bank, indem sie das Verhältnis von Eigenmitteln in der Kasse zu den möglichen Risiken widerspiegelt. Dazu zählen vor allem Kredite.
Der Bund hatte am Vorabend seinen Einstieg bei der krisengeschüttelten, nur mit Staatsgeld am Leben erhaltenen Bank bekanntgegeben und klargestellt, die vollständige Kontrolle über die HRE anzustreben. In einem ersten Schritt soll die SoFFin über eine Kapitalerhöhung zunächst 20 Millionen Aktien zu einem Preis von drei Euro pro Stück übernehmen. Dies entspricht einem Anteil von 8,7 Prozent. Der Erlös von 60 Millionen Euro fließt der Bank zu. Dies dürfte bereits in den kommenden Tagen geschehen, hieß es am Sonntag aus Finanzkreisen.
Die übrigen Aktionäre, darunter die Gruppe um den US-Investor Christopher Flowers, bleiben auf diesem Weg zunächst im Boot. Ihr Anteil sinkt aber durch die neu ausgegebenen Aktien. «Die Beteiligung von Herrn Flowers wird entsprechend verwässert wie die der anderen Aktionäre», sagte Wieandt. Flowers kontrolliert noch fast 24 Prozent der HRE-Anteile. Er war im Juni 2008 mit mehr als einer Milliarde Euro eingestiegen und hat das Geld weitgehend verloren. Flowers hatte immer wieder betont, nicht aus der Bank herausgedrängt werden zu wollen. Am Freitag hatte er sich aber aus dem Aufsichtsrat des angeschlagenen Instituts zurückgezogen. Wie es nun weitergeht ist unklar. «Zu den Gesprächen zwischen dem Bund und Herrn Flowers kann ich mich nicht äußern», sagte Wieandt.
Ziel des Bundes bleibe der Erwerb von sämtlichen HRE-Anteilen, hieß es in Finanzkreisen. Dies sei Voraussetzung für eine Stabilisierung der Bank. «Wenn Sie nicht 100 Prozent der Aktien haben, können sämtliche Restrukturierungsmaßnahmen durch einen Aktionär geblockt werden», hieß es. «Man kann sich keine Klagen erlauben.» Eine Enteignung per Gesetz, über die derzeit noch zwischen Bund und Ländern verhandelt wird, sei nur die letzte Lösung. Davor gebe es die Möglichkeit eines Übernahmeangebots an die restlichen Aktionäre oder eine weitere Kapitalerhöhung mit einem anschließenden Squeeze-Out, also der zwangsweisen Abfindung der verbliebenen Aktionäre.
Die HRE wird nur dank staatlicher Garantien von 87 Milliarden Euro am Leben gehalten. Die erste Bürgschaft wurde Ende September gewährt. Weitere 15 Milliarden Euro kommen von der privaten Finanzwirtschaft. 2008 fuhr die Hypo Real Estate einen Verlust von 5,461 Milliarden Euro ein. Auch für dieses und nächstes Jahr sieht es kaum besser aus. «Mindestens für die nächsten beiden Jahre ist mit einer Verlustsituation zu rechnen», sagte Vorstandschef Axel Wieandt laut Mitteilung.