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Hochwasser in Sachsen-Anhalt Hochwasser in Sachsen-Anhalt: 20. August: Flut rollt mit Wucht durch Land

20.08.2002, 19:53

Magdeburg/dpa. - Zwar gab es in Magdeburg zunächst keine Massenevakuierungen. Inbedrohten Stadtteilen vor allem am Ostufer hatten viele Menschenohnehin freiwillig ihre Wohnungen verlassen, denn die Lage ist weiterkritisch. Auf den Deichen lastet immenser Druck, es bestehe aberkeine akute Bruchgefahr, sagte Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD)am Abend. Am Dienstag lag der Pegelstand um 17.00 Uhr bei 6,57 Meter,bis zum Sonntag sollte er auf 6,05 Meter sinken. Zu normalen Zeitenliegt der Wasserstand in Magdeburg bei etwa zwei Metern.

Nach einem Deichbruch am Elbe-Umflutkanal bei Heyrothsbergeöstlich von Magdeburg gaben die Einsatzkräfte am Nachmittag dieArbeiten an diesem Schutzwall auf. Wegen akuter Überflutungsgefahrmüssten jetzt auch Teile der Ortschaft Biederitz evakuiert werden.Hunderte Bewohner von Gübs, Klein-Gübs sowie aus Teilen vonKönigsborn, Menz, Wahlitz und Heyrothsberge wurden in Sicherheitgebracht. Momentan erhöhen die Einsatzkräfte einen anderen Damm, umdas Ausmaß der Überschwemmungen in Grenzen zu halten.

Durch den 21 Kilometer langen Umflutkanal wird seit Öffnung desPretziener Wehrs vergangene Woche ein Teil des Elbe-Hochwassersöstlich um die Landeshauptstadt herum geleitet. Nördlich vonMagdeburg fließt das Wasser wieder in die Elbe zurück. Ohne Wehr undKanal stünde Magdeburg, das zuletzt 1954 teilweise überflutet war,vermutlich längst unter Wasser.

Kritisch war die Lage im Ohrekreis nördlich von Magdeburg, wo dieGefahr von Deichbrüchen nicht gebannt war. Deswegen wurde dieEvakuierung von Glindenberg, Heinrichsberg und Teilen Wolmirstedtsaufrechterhalten.

Zum Schutz der Stadt Wittenberge (Brandenburg) vor der Flut sollteam Abend das Wehr Neuwerben bei Havelberg (Sachsen-Anhalt) geöffnetwerden. Teile der Wassermassen der Elbe würden so in die Havelabgeleitet, teilte der Landkreis Stendal mit. Dadurch könne es zuÜberflutungen einiger Ortschaften in der Havelniederung wie Jederitz,Kümmernitz, Warnau und Rehberg kommen. Die Bürger müssten sich aufeine Evakuierung einstellen, hieß es.

Trotz sinkender Pegelstände an Mulde und Elbe blieb auch in derBauhausstadt Dessau der Katastrophenalarm bestehen. Die Deichehielten zwar, vorerst aber bleibe die Evakuierung für die OrtsteileWaldersee, Mildensee, Wasserstadt und Sollnitz bestehen. Der VorortWaldersee, in dem 2800 Menschen leben, war am Vortag zum Sperrgebieterklärt worden. Bewohner hatten immer wieder versucht, in den Ortzurückzugelangen. Der nahe Dessau gelegene Wörlitzer Park, der zumUNESCO-Weltkulturerbe gehörte, galt am Dienstag erneut als gefährdet.

Bei Roßlau (Landkreis Anhalt-Zerbst) nördlich von Dessau wurde ein30 Jahre alter Mann aus Brandeburg vermisst. Er sei an Bord einesSchubbootes gewesen, dass wegen des Elbe-Hochwassers imIndustriehafen Roßlau vor Anker gegangen sei, teilte die Polizei inDessau mit. Ob das Verschwinden mit dem Hochwasser in Zusammenhangsteht, blieb zunächst unklar.