Hochschulen Hochschulen: Mit dem Notebook auf den Campus
Bremen/Duisburg/dpa. - «Hast du mal einen Kugelschreiber?» Diese in Seminarräumen und Hörsälen häufig gestellte Frage könnte bald der Vergangenheit angehören. Wenn es nach Manfred Wischnewsky geht, schleppen Studenten schon bald keine Notizhefte und Lehrbücher mehr mit sich herum, sondern Notebooks. Damit ließen sich dann etwa die Skripte der Professoren speichern oder ein virtueller Besuch in der Bibliothek machen. Doch bis dahin wird noch viel Wasser die Weser herunter fließen, wie auch Wischnewsky weiß, der Professor im Fachbereich Mathematik und Informatik der Universität Bremen ist und das Projekt «Mobiler Campus» leitet.
Viele Studenten mit Notebook wünscht sich auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin. Insgesamt 22 deutsche Hochschulen, die nach Ansicht des Ministeriums ein geeignetes Projekt für den Einsatz der mobilen Rechner vorweisen konnten, werden bis Mitte 2003 mit insgesamt 25 Millionen Euro unterstützt.
«In den Notebook-Universities sind die Studierenden über ihr Notebook ständig online mit moderner Lehrsoftware und wichtigen Datenbanken verbunden», heißt es beim BMBF.
An der Universität Bremen gibt es rund 1300 Lehrveranstaltungen jährlich - alle sollen bis etwa 2006 auch in digitaler Form zur Verfügung stehen. «Die technischen Voraussetzungen sind bereits abgeschlossen», sagt Manfred Wischnewsky. Mit 500 Accespoints hat die Hochschule an der Weser bereits das größte Funknetzwerk aller deutschen Universitäten.
Bis Ende 2003 sollen auch an der Universität Duisburg rund 200 bis 300 Studenten des Fachbereiches Kommedia - das steht für Angewandte Kommunikations- und Medienwissenschaft - ihr Studium mit dem Notebook erledigen können. Vorstellbar sei es zum Beispiel, dass die Studenten mit ihren Notebooks soziologische Studien außerhalb der Universität vornehmen, erläutert Professor Michael Kerres, der das Projekt «eCampus» in Duisburg leitet.
Um die Vorlesungen aus den Hörsälen auch in das Internet und auf das Notebook zu bringen, bedarf es jedoch nicht nur jeder Menge Elektronik. «Wir schulen permanent 50 bis 100 Lehrkräfte in Mediendidaktik», erläutert Wischnewsky. Darüber hinaus müssen die Informationen, die die Studenten sonst von der Tafel abschreiben oder auf dem Papier von ihren Lehrern bekommen, für die digitale Verbreitung aufgearbeitet werden.
Das kostet Zeit und vor allem Geld. Besonders um Letzteres zu sparen, arbeitet die Universität Bremen mit anderen Hochschulen zusammen. Wischnewsky zufolge werden unter anderem gemeinsame Lehrprogramme entwickelt. Das ist ein Punkt, vor dem manchen Studenten graut: «Da besteht die Gefahr, dass die Lehre vereinheitlicht wird», sagt Tim Cordßen vom Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA) an der Uni Bremen.
Bei allem Fortschritt ist es Michael Kerres zufolge wichtig, dass sich die Verantwortlichen in ihren Entscheidungen nicht von der Technikverliebtheit leiten lassen: «Auf die Inhalte kommt es an.»