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Hochschulen Hochschulen: Allein unter Männern

Von Juliane Gringer 06.12.2002, 09:31

Halle/MZ. - Donnerstag Mittag, ein Hörsaal in den Räumen der Fachhochschule Merseburg: Männer soweit das Auge reicht. "Technische Thermodynamik" steht auf dem Stundenplan der Studenten im Fach Wirtschaftsingenieurwesen. In den Reihen fällt nur ein Blondschopf auf: lange Haare, ein Mädchen. Die 22-jährige Ulrike Noll hat sich "getraut".

"So schlimm ist es nicht", lacht sie und erzählt, wie sie ganz am Anfang mit drei Kommilitoninnen und 30 Jungs das Studium begann. Doch die weibliche Verstärkung gab auf. Das Fach entsprach nicht den Vorstellungen, sie wechselten den Studienort oder brachen ab. Nur Ulrike ist geblieben - und will durchhalten.

"Mathe hat mir schon immer Spaß gemacht, ich bin nicht der Deutsch- oder Kunst-Typ", sagt sie. Auch ihre Eltern haben naturwissenschaftliche Fächer studiert und ihr Bruder wird demnächst das Diplom in Wirtschaftsingenieurwesen schreiben. "Das Mathematische liegt bei uns in der Familie", stellt Ulrike fest. Deshalb wurde ihr schon zur Schulzeit klar, dass sie wohl einen natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Studiengang wählen wird. Ab der zehnten Klasse besuchte sie ein Wirtschaftsgymnasium. "Eine Freundin hat mir zur Wirtschaft geraten, das könne man ja immer gebrauchen." Die Verbindung mit dem Technischen beim Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen reizte sie dann besonders. Also schrieb sie sich an der Uni Halle ein.

Dass ihr in diesem Studium nur wenig weibliche Studenten begegnen, darüber denkt Ulrike nie groß nach. "Das ist einfach so und ich bin auch von Anfang an akzeptiert worden. Es gibt keine Probleme; bis heute nicht." Keine blöden Sprüche von den Kommilitonen, keine Sonderbehandlung von den Dozenten. Ulrike fühlt sich einfach wohl. "Nur einmal hat ein Professor am Anfang des Semesters alle Mädchen nach vorn gebeten und gesagt, dass sie sich ruhig melden können und Fragen stellen sollen. Das fand ich schon ein bisschen komisch." Auch von den Leistungen her kann sie locker mit den Männern mithalten. "Vielleicht ist es typisch für Mädchen, dass sie ein bisschen fleißiger sind. Auf jeden Fall habe ich keine Probleme mitzukommen." Was Ulrike an ihrem Studium sehr gefällt: dass ihr Jahrgang zusammen hält. "Wir sind wenig Studenten, alles ist überschaubar. Sicher bilden sich kleine Gruppen, aber wir helfen uns auch gegenseitig. Das ist wichtig im Uni-Alltag. Mal von einem anderen die Materialien kopieren zu dürfen, gehört da einfach dazu. Oft unter nehmen wir auch in unserer Freizeit noch etwas zusammen. Da bin ich dann manchmal schon ein bisschen 'die Henne im Korb'".