Hintergrund: Pakistan ist einzige islamische Atommacht
Hamburg/dpa. - Pakistan ist die einzige islamische Atommacht. Nach Atomwaffentests des Erzfeindes Indien 1974 gab der damalige Premierminister Zulfikar Ali Bhutto, Vater von Benazir Bhutto, die Parole aus: «Und wenn wir Gras essen müssen, wir werden die Bombe bauen.»
An die Umsetzung machte sich der Atomwissenschaftler Abdul Qadeer Khan. Heute soll das Land über bis zu 75 Atomsprengköpfe verfügen. Die entsprechenden Trägerraketen haben eine Reichweite von bis zu 2500 Kilometern.
Khan arbeitete nach seinem Studium in Deutschland und Belgien in einer Urananreicherungsanlage in den Niederlanden. Von dort gab er Blaupausen für den Zentrifugenbau und andere Dokumente über Produktionsprozesse an den pakistanischen Geheimdienst weiter, fanden niederländische Ermittler später heraus. Khan sammelte Adressen von Zulieferfirmen und Wissenschaftlern. Nach seiner Rückkehr nach Pakistan begannen im Kernforschungszentrum Kahuta bei Islamabad die konkreten Entwicklungsarbeiten.
Einig in der Feindschaft zu Indien, soll vor allem China Pakistan beim Bombenbau massiv unterstützt haben. Die Atommacht baute einen Reaktor und soll Magneten für Gaszentrifugen, hochangereichertes Uran und Konstruktionspläne geliefert haben. Vorsätzliche oder unwissentliche Hilfe zum Bau der Bombe soll auch aus anderen Staaten gekommen sein, etwa aus Deutschland, Russland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Belgien. China und später Nordkorea sollen auch intensiv bei der Entwicklung der Trägersysteme geholfen haben.
Im August 1994 gab der damalige Premierminister Nawaz Sharif bekannt: «Pakistan besitzt die Bombe.» Vier Jahre zuvor sollen die ersten Nuklearsprengköpfe fertiggestellt worden sein. Wenige Tage nach einer Reihe indischer Atomtests zündete Pakistan am 28. Mai 1998 seinen ersten nuklearen Sprengsatz. Khan wird bis heute als Nationalheld gefeiert, obwohl der «Vater der pakistanischen Atombombe» seine Kenntnisse illegal an Nordkorea, Libyen und den Iran weitergegeben haben soll.
Die Atombomben werden vom Militär in geheimen Depots streng bewacht, vermutlich sind die Sprengsätze in einzelne Komponenten zerlegt. Die USA sollen mit Entwürfen beim Bau gut geschützter Anlagen geholfen haben. Washington dürfte sich nach Experteneinschätzung auch intensiv Gedanken darüber gemacht haben, wie die Waffen im Ernstfall unschädlich gemacht werden können.