Hintergrund Hintergrund: Laizismus und Islam in der Türkei
Istanbul/Ankara/dpa. - In der ersten Verfassung der Republik hieß es noch: «Die Religion des türkischen Staates ist der Islam». 1928 wurde dieser Passus gestrichen. Weitere wichtige Reformschritte waren unter anderem die Abschaffung des Kalifats und das Verbot von Fes und Schleier.
Außerdem wurde der wöchentliche Feiertag von Freitag auf Sonntag verschoben und das lateinische Alphabet eingeführt. Seit 1937 ist der Laizismus (Trennung von Staat und Religion) Verfassungsprinzip. Tatsächlich mischt sich der türkische Staat jedoch in das religiöse Leben ein und kontrolliert dieses mit dem Amt für Religiöse Angelegenheiten.
Die Idee von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk von einem säkularen (weltlichen) System stieß jedoch nicht in der gesamten Bevölkerung auf Anklang. Parteien, die den Bau von Moscheen versprachen, sich für eine Re-Islamisierung im Alltag einsetzten und karitativ tätig waren, fanden bei den Menschen immer wieder Zuspruch. So fordern islamistische Politiker unter anderem das Recht, dass Frauen auch in öffentlichen Einrichtungen wie dem Parlament und Universitäten ein Kopftuch tragen dürfen.
Dem mächtigen Militär, das sich als Hüter der Prinzipien Atatürks sieht, gingen diese Schritte mehrfach zu weit. Mehrere islamistische Parteien wurden verboten. Und auch die Regierung des islamistischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan musste im Sommer 1997 unter dem Druck des Militärs aufgeben.