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Hintergrund Hintergrund: Iran sucht schnelle Lösung ohne Gesichtsverlust

Von Farshid Motahari 30.03.2007, 12:44

Teheran/dpa. - «Wir wollen den diplomatischen Weg und bilaterale Gespräche zur Lösung des Falles, aber wenn London es anders will, dann können auch wir anders», sagte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrates, Ali Laridschani.

Die im TV-Sender Al-Alam gezeigten Videobilder von den Soldaten sorgten zwar in London für helle Empörung. Doch könnte die Ausstrahlung dieser Bilder im Westen durchaus missverstanden worden sein. Teheran habe die Seeleute nicht «vorführen», sondern zeigen wollen, dass die Briten menschlich und anständig behandelt werden, meinte ein einheimischer Journalist in Teheran. «Das war doch gut gemeint.» In dieses Bild passt auch die Tatsache, dass das Video nicht in einem der sechs «offiziellen» persischsprachigen Kanäle des staatlichen Fernsehens IRIB gezeigt wurde, sondern im arabischsprachigen Sender Al-Alam, der nur eine Tochtergesellschaft von IRIB ist.

Trotz einiger Anzeichen dafür, dass Teheran den Konflikt nicht noch weiter verschärfen möchte, will die Regierung sich von London aber auch nicht alles gefallen lassen. Wie im Atomstreit spielt auch in diesem Fall der ausgeprägte Nationalstolz der Iraner offensichtlich eine wesentliche Rolle. «Erst illegal 'reinkommen, dann auch noch Wirbel machen», so ein iranischer Abgeordneter. «Herr Blair sollte die elementaren Rechte eines souveränen Staates kennen und daher nicht erwarten, dass wir bei einer eindeutigen territorialen Verletzung nichts unternehmen», sagte der Vizepräsident des iranischen Parlaments, Mohammad-Resa Bahonar. Diesen Standpunkt vertritt auch das Außenministerium.

Für Bahonar ist die Lösung des Dilemmas jedoch «sehr einfach». «Entweder eine Erklärung oder zumindest eine Entschuldigung.» Auch Außenminister Manuchehr Mottaki sähe in einem «Einsehen des Fehlers seitens London» einen großen Schritt in Richtung Freilassung der Briten. Geradezu demonstrativ wiederholt das Außenministerium auch, dass Teheran die britische Marinesoldaten nicht als Faustpfand im Atomstreit oder im Disput um die von den USA im Irak festgenommenen fünf Iraner benutzen will. «Die Iraner bleiben bei ihrer Version, dass die Angelegenheit rein juristischer und nicht politischer Natur sei. Frage ist aber, wie lange noch?», bemerkte ein europäischer Diplomat in Teheran.

An einer Protestaktion gegen die Briten vor dem Außenministerium nahmen am Donnerstag im übrigen weniger als 20 iranische Islamisten teil. Die iranische Führung hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie - wenn sie es denn will - innerhalb kurzer Zeit Zehntausende zu Demonstrationen welcher Art auch immer mobilisieren kann.