Hintergrund Hintergrund: Die Finanzkrise in zehn Schlagworten
Hamburg/dpa. - Den Banken brachen die Einnahmen weg. In der Folge darbt nun die komplette Finanzindustrie. Die zehn wichtigsten Begriffe der Krise:
SUBPRIME: Anders als in Deutschland haben in den USA zu den Boomzeiten des Immobilienmarkts selbst Menschen Kredit bekommen, die keinerlei Sicherheiten oder eigenes Geld vorweisen konnten. Als die Zinsen stiegen und die Häuserpreise sanken, konnten die Wenigverdiener ihre Hypotheken nicht mehr bedienen. Es etablierte sich der Begriff Subprime (zweitklassig) oder Ramsch-Hypotheken.
ASSET BACKED SECURITIES (ABS): In diese Wertpapier-Klasse haben die Banken ihre Kredite ausgelagert und anschließend weiterverkauft. So landeten US-Hypotheken bei Investoren auf der ganzen Welt. Als die Häuserbauer ihre Kredite reihenweise nicht mehr zurückzahlen konnten, verloren diese Vermögensbesicherten Wertpapiere dramatisch an Wert.
ABSCHREIBUNG: Da die Investments in US-Hypotheken nur noch einen Bruchteil ihres Ursprungswerts besitzen, mussten und müssen die Finanzkonzerne Milliarden in den Wind schreiben. Abschreibungen haben viele Institute in die roten Zahlen getrieben.
ZWECKGESELLSCHAFT: Eine Zweckgesellschaft - Special Purpose Vehicle genannt - wird von Banken genutzt, um besondere Geschäfte abzuwickeln. Über dieses Konstrukt haben viele Kreditinstitute in US- Hypotheken investiert - auch, um die riskanten Geschäfte aus der Bilanz herauszuhalten. So war bis zur Beinahe-Pleite der Mittelstandsbank IKB nicht klar, dass die Düsseldorfer Milliardengeschäfte auf dem US-Häusermarkt getätigt hatten.
REFINANZIERUNG: Banken brauchen täglich viel frisches Geld, um neue Kredite auszugeben oder Sparguthaben auszuzahlen. Diese Mittel holen sie sich bei den staatlichen Notenbanken, sammeln sie bei ihren Kunden ein oder leihen sie sich untereinander. Momentan herrscht aber ein derart großes Misstrauen unter den Instituten, dass sie sich kaum noch gegenseitig Geld borgen. Wenn Liquidität noch gewährt wird, dann oft zu deutlich höheren Zinsen.
KREDITKLEMME: Weil die Banken sich untereinander kaum mehr Geld leihen, können sie auch weniger Kredite an ihre Kunden ausgegeben. Erste Unternehmen berichten bereits von Problemen bei Darlehen.
REALWIRTSCHAFT: Durch die Kreditklemme in manchen Branchen schwappt die Krise des Finanzsektors auf die Realwirtschaft über, also das produzierende und Dienstleistungsgewerbe. So bleiben Investitionen der Unternehmen in neue Maschinen auf der Strecke, die Expansion stockt, es werden keine neuen Mitarbeiter eingestellt. Schlimmstenfalls droht eine Rezession.
RISIKOABSCHIRMUNG: Um Banken vor der Pleite zu bewahren, hat bereits in mehreren Fällen der Staat gemeinsam mit anderen Instituten helfend eingegriffen und das strauchelnde Unternehmen von Lasten befreit. So steht die Bundesrepublik mit bis zu 26,5 Milliarden Euro für Kredite des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate gerade.
MORATORIUM: Bei einem Moratorium friert die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Geschäfte einer maroden Bank ein. Damit soll verhindert werden, dass weiterer Schaden entsteht. Letzter Fall war die deutsche Tochter der bankrotten US-Investmentbank Lehman Brothers.
EINLAGENSICHERUNG: Um die Sparguthaben bei einer Bankenpleite zu schützen, haben sich die deutschen Banken in Sicherungseinrichtungen zusammengeschlossen. Bei den privaten Banken springt die gesetzliche Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) ein sowie bei höheren Beträgen der Einlagensicherungsfonds, dessen Mitgliedschaft aber freiwillig ist. Strauchelnden Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken greifen die Partnerinstitute unter die Arme. Bundeskanzlerin Merkel hatte jüngst eine staatliche Einlagensicherung in voller Höhe in Aussicht gestellt.