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Hintergrund Hintergrund: Der Fluglotsen-Streik von 1973

05.01.2007, 14:50

Hamburg/dpa. - Aufeinen siebenwöchigen Bummelstreik im Frühjahr 1971 folgte zwei Jahrespäter der bisher folgenschwerste Ausstand, der vom 31. Mai bis zum23. November 1973 fast sechs Monate lang für massiveBeeinträchtigungen sorgte. Zehntausende Flüge mussten gestrichenwerden, weil das damals noch verbeamtete Tower- und Radar-Personalzeitweise die Arbeit niedergelegt hatte.

Mehrere Millionen Passagiere waren gezwungen, ihre Reisepläne zuändern oder Verspätungen in Kauf zu nehmen. Viele Piloten musstenstundenlang auf die Starterlaubnis warten, mindestens 40 000 Flügefielen ganz aus. Die Fluggesellschaften erlitten Verluste in Höhe vongeschätzten 500 Millionen D-Mark (255,65 Mio Euro). Der Streik giltals einer der kostspieligsten Arbeitskämpfe in der Geschichte derBundesrepublik.

Mit ihrem als «Dienst nach Vorschrift» bezeichneten Ausstandprotestierten die Lotsen gegen die ihrer Ansicht nach ungerechteBezahlung. Sie forderten von der Bundesregierung Erschwerniszulagenauf Grund «unzumutbarer Arbeitsbedingungen» sowie eine Herabsetzungdes Pensionsalters von 65 auf 52 Jahre. In der Entlohnung wollten siezudem mit ihren US-Kollegen gleichgestellt werden.

Wegen der entstandenen Schäden verlangte die Bundesregierung vomVerband deutscher Flugleiter, dem Vorgänger der heutigen Gewerkschaftder Fluglotsen (GdF), Schadenersatz. In einem Vergleich einigte mansich schließlich auf die Zahlung von 1,5 Millionen D-Mark. DieBehörden leiteten gegen rund 1200 Beschäftigte der damaligenBundesanstalt für Flugsicherung sogar Strafverfahren ein, die späterjedoch eingestellt wurden.