Hintergrund: Der Darfur-Konflikt im Westsudan
Hamburg/dpa. - Der seit gut vier Jahren wütende Bürgerkrieg in der westsudanesischen Krisenregion Darfur nimmt nach Auffassung internationaler Beobachter immer deutlicher Züge eines systematischen Völkermords an.
Gemeinsam mit regulären Armee-Einheiten sollen arabische Reitermilizen - ausgerüstet und finanziert von der Zentralregierung in Khartum - in den westlichen Landesteilen mindestens 70 000 Angehörige der schwarzen Bevölkerungsmehrheit gezielt getötet haben. Hilfsorganisationen hatten die Opferzahl in Darfur schon vor etwa zwei Jahren auf 300 000 geschätzt. Das Auswärtige Amt gibt dagegen die Zahl der geschätzten Toten mit mehr als 200 000 Menschen an.
Zwei der rund fünf Millionen Einwohner Darfurs sind seit Beginn der Vertreibungen im Frühjahr 2003 auf der Flucht, viele suchen im Grenzgebiet zum Nachbarland Tschad Schutz in Notunterkünften. Auch internationale Hilfskonvois wurden von den Dschandschawid-Milizen wiederholt attackiert. 2004 bezeichnete die US-Regierung das Vorgehen der sudanesischen Regierung erstmals als «Genozid». Ein Jahr später warfen die Vereinten Nationen der Führung in Khartum offen «völkermörderische Absichten» vor. Der UN-Strafgerichtshof nahm sich im März 2005 des Falls an, in einem Zwischenbericht vom Juni 2006 ist von einer «erheblichen Zahl von Massakern im großen Stil» die Rede.
Die Ursachen des Darfur-Konflikts sind sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Natur. Seit Jahren fordern die «Sudanesische Befreiungsbewegung» (SLM) und die «Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit» (JEM) mehr Mitspracherechte für die mehrheitlich schwarze Zivilbevölkerung in der Grenzprovinz, die etwa so groß wie Frankreich ist. Zugleich wollen die Aufständischen ihre Kontrolle über die Erdölfelder im Süden Darfurs ausweiten. Trotz eines im Mai 2006 geschlossenen Friedensvertrags gingen die Regierungstruppen von Präsident Omar Hassan al-Baschir zusammen mit Dschandschawid-Kämpfern weiter gewaltsam gegen die Rebellen vor. Doch auch Mitglieder der SLM und JEM sollen in Menschenrechtsverletzungen verwickelt gewesen sein.