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Hintergrund Hintergrund: Das Wohnungsbauprogramm der DDR

11.10.2003, 15:55

Leipzig/dpa. - Verfallende Altbauten in den Innenstädten und Plattenbauten auf der grünen Wiese - wohl kaum ein anderes Phänomen hat das äußere Bild der Sozialpolitik der DDR so geprägt wie das sozialistische Wohnungsbauprogramm. Nach dem Führungswechsel an der Staats- und Parteispitze von Walter Ulbricht zu Erich Honecker Anfang der 70er Jahre zeigte eine Wohnungszählung das Dilemma: Den Wohnungsbestand prägten verfallende Häuser mit schlechter Ausstattung, die mehr schlecht als recht von den zumeist staatlichen Wohnungsverwaltungen betreut wurden.

1973 beschloss die SED-Führung deshalb das ehrgeizige Wohnungsbauprogramm: Der Bevölkerung wurde versprochen, bis 1990 die «Wohnungsfrage als soziales Problem» zu lösen. Es galt als «Kernstück der Sozialpolitik der SED». Rund drei Millionen Wohnungen sollten bis dahin gebaut oder modernisiert werden, wobei der Neubau von Plattenbauten eindeutig dominierte. Großsiedlungen - im Volksmund «Arbeiterschließfächern» und «Schnarchsilos» genannt - wie Berlin- Marzahn, Leipzig-Grünau oder Rostock-Lichtenhagen entstanden. Bereits in den 60er Jahren begonnene Satellitenstädte wie Halle-Neustadt wurden erweitert.

   Trotz des gigantischen Aufwandes erreichte die DDR nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung ihr ehrgeizeiges Ziel auf Grund innerer wirtschaftlicher Probleme nicht. Die Übergabe der angeblich dreimillionsten Wohnung seit dem Machtantritt Honeckers in Berlin-Hohenschönhausen erwies sich als Propaganda: Als der Staats- und Parteichef vor 15 Jahren am 12. Oktober 1988 die Wohnung an eine junge Familie übergab, waren tatsächlich erst rund zwei Millionen Wohnungen gebaut.