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Hintergrund: Billionen an Steuergeldern für Banken

15.10.2008, 07:36

Hamburg/dpa. - In der Finanzkrise haben die Regierungen in den vergangenen Tagen weltweit Rettungspakete mit einem Gesamtvolumen von bislang insgesamt mehr als 2,5 Billionen Euro geschnürt.

Es geht dabei hauptsächlich um Garantien für Kredite der Banken untereinander, aber auch um Mittel für den direkten Einstieg bei den Finanzinstituten. Ein Überblick über die Pläne:

- USA: Im Ursprungsland der Krise soll der angeschlagenen Bankenbranche ein Rettungspaket im Volumen von 700 Milliarden Dollar (512 Mrd Euro) helfen. Kernidee war ursprünglich, dass der Staat den Finanzinstituten faule Kredite abkauft. Nun will die US-Regierung mit der ersten Tranche von 250 Milliarden Dollar (183 Mrd Euro) direkt Anteile an Banken kaufen.

- DEUTSCHLAND: Das Hilfspaket der Bundesregierung ist bis zu 500 Milliarden Euro schwer. Die Bundesbank darf staatliche Garantien «bis zur Höhe von 400 Milliarden Euro» für kurzfristige Kredite der Banken untereinander abgeben. Für weitere 70 Milliarden Euro kann der Staat bei Finanzinstituten einsteigen und ihnen faule Papiere abkaufen. Die Summen können unter Umständen um jeweils 20 und 10 Milliarden Euro erhöht werden. Die Bundesregierung musste vor zwei Wochen bereits eine Bürgschaft über 26,5 Milliarden Euro übernehmen, um den Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) zu retten. Zudem verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Garantie für alle privaten Einlagen.

- FRANKREICH: Das Hilfspaket des französischen Staates hat ein Gesamtvolumen von 360 Milliarden Euro. Für Garantien von Bankenkrediten stehen 320 Milliarden Euro bereit, für 40 Milliarden Euro können Anteile an notleidenden Banken gekauft werden.

- GROSSBRITANNIEN: Für 50 Milliarden Pfund (64 Mrd Euro) will der britische Staat bei acht der größten Banken einsteigen und bekommt dafür stimmrechtslose Vorzugsaktien. Die erste Kapitalspritze von 37 Milliarden Dollar galt der Royal Bank of Scotland sowie den vor einer Fusion stehenden HBOS und Lloyds TSB. Die Regierung will auch Banken- Anleihen von rund 250 Milliarden Pfund (319 Mrd Euro) garantieren. Mindestens 200 Milliarden Pfund sollen als zusätzliche Liquidität in den Markt fließen.

- IRLAND: Die irische Regierung verkündete als erste eine Garantie auf alle Einlagen bei den sechs großen Banken des Landes, das Volumen der Zusage wird auf rund 400 Milliarden Euro geschätzt. Daraufhin zogen andere Länder mit ähnlichen Maßnahmen nach oder erhöhten die jeweiligen nationalen Garantiebeträge: Griechenland, Österreich, Schweden, Dänemark.

- NIEDERLANDE: Die Regierung garantiert Kredite der Banken untereinander im Volumen von 200 Milliarden Euro. Für Investitionen in Banken stehen 20 Milliarden Euro zur Verfügung. Zuvor wurde für 16,8 Milliarden Euro bereits das Geschäft des Bankkonzerns Fortis in den Niederlanden komplett vom Staat übernommen.

- SPANIEN: Das spanische Hilfspaket sieht eine Garantie auf Bankenkredite im Volumen von 100 Milliarden Euro in diesem Jahr vor.

- ÖSTERREICH: Die österreichische Regierung nimmt insgesamt 100 Milliarden Euro in die Hand: 85 Milliarden Euro für Kreditgarantien und 15 Milliarden für Kapitalspritzen.

- ITALIEN: Überschaubare Hilfsmaßnahmen, deren Volumen auf rund 20 Milliarden Euro geschätzt wird. Es geht vor allem darum, die Regeln zu lockern, für welche Sicherheiten Banken frisches Geld leihen können. Zugleich betonte die Regierung, man werde alles erforderliche tun, um Banken zu retten.

- BELGIEN: Die belgische Regierung gab dem Bankkonzern Fortis eine Kapitalspritze von 4,7 Milliarden Euro und griff der Bank Dexia unter die Arme.

- RUSSLAND: Die verschiedenen staatlichen Maßnahmen zur Stützung der Bankenbranche addieren sich auf 150 Milliarden Dollar (110 Mrd Euro). Die Finanzmarkt-Aufsicht setzt immer wieder den Handel an den Börsen aus, um den Kursverfall zu stoppen.