1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Hintergrund: Anwärter auf CSU-Spitzenämter

Hintergrund: Anwärter auf CSU-Spitzenämter

29.09.2008, 12:15

München/dpa. - Nach dem Wahlfiasko der CSU sind mehrere Anwärter auf die Nachfolge von CSU-Chef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein im Gespräch. Folgenden Politikern werden Ambitionen nachgesagt:

HORST SEEHOFER: Der CSU-Vorsitz ist für den Bundesagrarminister ein «Lebenstraum», wie er selbst im vergangenen Jahr sagte. Damals verlor er das Rennen um den Parteivorsitz gegen Huber. Bereits vor der Landtagswahl gingen viele in der CSU davon aus, dass der Partei-Vize im Falle einer Niederlage Huber ablösen würde. In der Landtags- CSU ist Seehofer aber unbeliebt. Der 59-Jährige, der auch als soziales Gewissen der Union bezeichnet wird, gilt als politisches Stehaufmännchen. 2004 schmiss er im Streit über die Gesundheits- Kopfpauschale den Posten als Unions-Fraktionsvize hin. Seit 2005 ist der Ex-Gesundheitsminister in Berlin für das Agrar- und Verbraucherressort zuständig. In die Schlagzeilen brachte ihn 2007 unter anderem ein außereheliches Verhältnis mit einer Bundestagsmitarbeiterin. Aus der Beziehung ging Seehofers viertes Kind hervor.

JOACHIM HERRMANN: Der Innenminister übernahm sein Amt im Herbst 2007 von Beckstein. Nun ist er ein potenzieller Nachfolger Becksteins als Ministerpräsident. Öffentlich ist der behäbig wirkende Mittelfranke während seiner Amtszeit nicht sehr in Erscheinung getreten. Er galt jedoch CSU-intern als eine der stärkeren Figuren in einem eher blassen Kabinett. Unter Herrmann wurde das Versammlungsrecht in Bayern gegen heftige Kritik verschärft. Der 52- Jährige war bis 2007 Chef der mächtigen CSU-Fraktion. Dem Landtag gehört er seit 1994 an.

GEORG SCHMID: Der leutselige Schwabe ist wegen seines Hangs zum Händeschütteln als «Schüttel-Schorsch» bekannt. Der Spitzname gefällt ihm überhaupt nicht. Schmid hat sich als neuer Chef der Landtags-CSU bereits nach kurzer Zeit Respekt verschafft. Auf sein Konto geht die Verschärfung des Rauchverbots - was der CSU im Frühjahr großen Ärger einbrachte. Der 55-jährige ehemalige Innen-Staatssekretär wurde nach dem Amtsantritt von Beckstein als Ministerpräsident vor einem Jahr gegen seinen Willen an die Spitze der Fraktion befördert. Viel lieber wäre Schmid Innenminister geworden. Im heimischen Schwaben zählt der Jurist zu den beliebtesten CSU-Politikern. Seinem Motto «keine halben Sachen» blieb er als Fraktionschef treu.

SIEGFRIED SCHNEIDER: Kaum ein Minister steht in Bayern so stark im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik wie Siegfried Schneider. Ob das achtjährige Gymnasium, übergroße Klassen, Hauptschulsterben oder Lehrermangel - der 52-jährige Kultusminister muss an vielen Fronten Feuer löschen. Jenseits der Bildungspolitik ist von ihm nicht viel zu hören. Dabei führt Schneider den mächtigen und mitgliederstärksten CSU-Bezirk Oberbayern - wo die CSU schon bei den Kommunalwahlen massiv verlor. Schneider dürfte wegen hoher CSU-Verluste bei der Landtagswahl in Oberbayern derzeit aus dem Rennen sein. Der gelernte Volksschullehrer aus Wettstetten nahe Eichstätt sitzt seit 1994 im Landtag.

MARKUS SÖDER: Der Europaminister kommt nach Einschätzung vieler in der CSU in naher Zukunft nicht für ein Spitzenamt in Betracht - hat vielleicht aber mittelfristig Chancen als Ministerpräsidenten-Kandidat. Dazu müsse er jedoch seinen Ruf als Einzelspieler loswerden, heißt es in der Partei. In den vergangenen Monaten gelang dem früheren Generalsekretär eine Image-Verbesserung. Doch das kippte in den vergangenen Wochen wieder, weil dem 41-Jährigen mangelnde Loyalität zu Beckstein vorgeworfen wurde. Seit einigen Monaten gelten Söder und Seehofer als politische Männerfreunde. In der CSU kursierte sogar ein Verschwörungsszenario, nach dem sich Söder mit Seehofer verbündet habe, um die Macht an der Spitze von Regierung und Partei zu übernehmen.