Hilfe für obdachlose Straßenkinder Hilfe für obdachlose Straßenkinder: Schlafsäcke gegen die größte Kälte
Halle/MZ. - Der Winter ist noch nicht zu Ende. Hedwig Neven DuMont, die Vorsitzende des Vereins "Wir helfen", und ihre Stellvertreterin, Jutta Kiegeland, sind sich dessen bewusst, als sie bei minus fünf Grad in der halleschen Innenstadt auf obdachlose Jugendliche treffen. "Die Kälte ist grausam", hören sie von Matthias. Der 16-Jährige lebt seit vielen Monaten auf der Straße, hat ein schweres Schicksal hinter sich und hegt Misstrauen gegenüber Erwachsenen. Seiner Meinung nach wollen sie doch nur reglementieren und unbequeme Kinder und Jugendliche hin- und herschubsen. Matthias hat sich deshalb für ein Leben auf der Straße entschieden. Er erzählt von den Nächten im Abrisshaus, ohne Schutz vor Kälte.
Hedwig Neven DuMont und Jutta Kiegeland möchten Matthias am liebsten mitnehmen und zum "Schirm"-Projekt oder ins Orientierungshaus, wo es warme Schlafplätze für Straßenkinder gibt, bringen. Doch sie wissen, dass sich die Probleme der obdachlosen Jugendlichen so einfach nicht lösen lassen. Wer das soziale Netz der Hilfe - zumindest für einen vorübergehenden Lebensabschnitt - bewusst ausschlägt, hat Gründe. "Bei Jugendlichen wie Matthias müssen wir mit unserer Hilfe ganz weit unten ansetzen," sind sich die Frauen einig und sie beschließen spontan, von den Spendengeldern des "Wir helfen"-Vereins warme Schlafsäcke und Iso-Matten zu kaufen.
Die Augen von Matthias strahlen für einen Moment, bevor sich Skepsis breit macht. Zu oft schon ist er von Erwachsenen enttäuscht worden. Doch inzwischen hat Matthias wie auch sein Kumpel Maik den versprochenen Schlafsack.
Insgesamt hat der "Wir helfen"-Verein bei "Ötzi" in Halle zehn Schlafausrüstungen gekauft. Die Mitarbeiter dort spendierten einen Schlafsack im Wert von 270 Mark gratis. "Unser Beitrag gegen die Not." Viel mehr Worte wollten Thomas Küverling und Jörg Persing über ihr keineswegs einmaliges Engagement nicht verlieren.
Die verbliebenen acht Schlafsäcke und Iso-Matten wurden im "Schirm"-Haus in der Rudolf-Ernst-Weise-Straße unweit des Bahnhofs deponiert. Jeder obdachlose Jugendliche, der Schutz gegen die Kälte braucht, kann sich dorthin wenden. Hans-Martin Ilse, der Leiter des Straßenkinder-Projektes, verwaltet die Schlafutensilien und wird sie bei Bedarf ausgeben.