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Helmut Schmidts schwierigste Entscheidungen

23.12.2008, 13:24

Hamburg/dpa. - Helmut Schmidt hat während seines langen politischen Lebens zahlreiche schwierige Entscheidungen treffen müssen. Zu den dramatischsten zählen mit Sicherheit jene bei der Entführung von Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer durch die RAF und während der Sturmflut 1962 in Hamburg. dpa fasst die wichtigsten Entscheidungen des 90 Jahre alten SPD-Politikers zusammen.

Deutscher Herbst:

Mit der Geiselnahme von Schleyer am 5. September 1977 in Köln begann eine Entwicklung, die als «Deutscher Herbst» in die Geschichte einging. Mehr als sechs Wochen lang hielt eine Terrorwelle der Roten Armee Fraktion (RAF) die Bundesrepublik in Atem. Sie gipfelte in der Entführung der Lufthansa-Maschine «Landshut» und der Ermordung von Schleyer. Nach Angaben des Schmidt-Biografen Hartmut Soell gerät Bundeskanzler Schmidt in dieser Zeit an den Rand seiner seelischen Möglichkeiten - musste er doch öffentlich zeigen, «dass er die Dinge in der Hand hatte». So gibt er der Forderung der RAF nicht nach, für Schleyer inhaftierte Terroristen freizulassen.

NATO-Doppelbeschluss:

Trotz erheblichen Widerstands auch in der eigenen Partei spricht sich Kanzler Schmidt im Dezember 1979 für den NATO-Doppelbeschluss zur «Nachrüstung» mit neuen Atomraketen in Europa bei gleichzeitigem Abrüstungsangebot an Moskau aus. Die Aufstellung der «Pershing 2» und Marschflugkörper beginnt 1983 unter Kanzler Helmut Kohl (CDU). Der NATO-Doppelbeschluss hatte heftige Proteste der Friedensbewegung vor allem in den Niederlanden und der Bundesrepublik ausgelöst und Schmidts sozial-liberale Koalition in beträchtliche Schwierigkeiten gebracht. Eine Mehrheit der SPD stellte sich gegen den von Schmidt befürworteten Doppelbeschluss.

Sturmflut in Hamburg:

In der Nacht zum 17. Februar 1962 verursacht das Sturmtief «Vincinette» an der norddeutschen Küste und im Hamburger Elbegebiet die folgenschwerste Sturmflut des Jahrhunderts. Am schlimmsten traf es Hamburg, wo mehr als 300 Menschen starben. Wegen der katastrophalen Lage holte sich der damalige Hamburger Innensenator Schmidt auch Hilfe vom Militär. Als Konsequenz aus dem damals umstrittenen Vorgehen, das für viele verzweifelte Menschen in Hamburg lebensrettend war, wurden nicht nur die Deiche erneuert und erhöht, sondern auch der Bundeswehreinsatz bei zivilen Katastrophen 1974 in der Verfassung festgeschrieben.