Heidelberger Druckmaschinen streicht 2500 Stellen
Heidelberg/dpa. - Die Lage bei Heidelberger Druck spitzt sich zu. Angesichts der schlechtesten Auftragslage seit mehr als zehn Jahren, streicht der krisengeschüttelte Druckmaschinen-Marktführer weitere 2500 Stellen und verdoppelt seine Sparmaßnahmen.
Damit sollen 5000 der einst 20 000 Mitarbeiter bis Jahresende das Unternehmen verlassen. «Das wird nicht ohne betriebsbedingte Kündigungen gehen», sagte Vorstandschef Bernhard Schreier am Donnerstag in Heidelberg.
Er begründete die drastische Maßnahme mit der globalen Wirtschaftskrise und der anhaltenden Investitionszurückhaltung. Der zunächst geplante Abbau von 2500 Stellen reiche nicht aus, auch Maßnahmen wie Kurzarbeit und der Abbau von Zeitarbeitskonten seien ausgeschöpft. «Wir haben eine mühsame Zeit hinter uns, aber noch wesentlich schwerere Zeiten vor uns», sagte Schreier.
Die Heidelberger Druckmaschinen AG hatte im Oktober 2008 mit dem Stellenabbau begonnen. Seitdem haben etwa 1500 Mitarbeiter den Konzern verlassen. Mit rund 1000 Beschäftigten gab es bereits Gespräche. Insgesamt stehen nun 3500 Menschen vor dem beruflichen Aus. Da laut Schreier bislang hauptsächlich im Ausland Personal abgebaut wurde, trifft es nun überwiegend Deutschland und dabei insbesondere die beiden Hauptstandorte Heidelberg und das benachbarte Walldorf-Wiesloch.
Um die Kündigungen umsetzen zu können, kündigt das Unternehmen den zuletzt im Oktober 2007 verlängerten Tarifvertrag zur Zukunftssicherung zum 30. Juni. «Bei der Verlängerung des Vertrages war eine derart dramatisch negative Entwicklung der Weltkonjunktur nicht absehbar», sagte Schreier. Es gebe keine Alternative zur Kündigung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Der Konzern will Gespräche mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft aufnehmen. Es sei durchaus möglich, dass diese Entscheidung «eine Signalwirkung» für die Branche habe, räumte er ein.
Die Einsparungen sollen von bislang 200 Millionen auf 400 Millionen Euro bis zum Geschäftsjahr 2010/2011 verdoppelt werden, teilte das im MDAX notierte Unternehmen mit. Der Rotstift soll größtenteils schon in dem am 1. April anlaufenden Geschäftsjahr 2009/2010 Wirkung zeigen. Gespart wird in allen Bereichen des Konzerns, vom Vertrieb über die Bereiche Forschung und Entwicklung bis hin zur Verwaltung.
Die Investitionen werden weniger. Auch in der Produktion wird umgebaut: Die Verpackungsprodukte werden künftig im Hauptwerk Wiesloch-Walldorf zusammengezogen. Für die Umstrukturierung rechnet der Konzern mit Kosten von 170 bis 190 Millionen Euro.
Die Auftragslage des Weltmarktführers aus Heidelberg war bereits im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2008/09 (31. März) um 41,5 Prozent auf 560 Millionen Euro eingebrochen. Das schlechtes Ergebnis seit mehr als zehn Jahren, so Schreier damals. Die Talfahrt hält an: Laut Konzernchef sieht die Situation im vierten Quartal noch schlechter aus und der Auftragseingang sinkt unter 500 Millionen. «Es ist nicht unsere erste Krise - aber es ist unsere tiefste», sagte Schreier.