Hawaii Hawaii: Wasser aus tiefster Meerestiefe als Lebens-Elixier

Kona, Hawaii/dpa. - Schmarr und seine Seepferdchen profitieren von einem einst ambitiösenUmweltprojekt zur sauberen und billigen Energiegewinnung auf Hawaii,das mangels Investitionen nun sehen muss, wie es die einmaligenRessourcen anderweitig nutzen kann.
Die Inspiration, die das «Labor für natürliche Energie» (NELHA)auf Hawaiis Big Island vor gut 31 Jahren aus der Taufe hob, liegt vorder Tür: der Pazifische Ozean. Ingenieure perfektionierten hier einenProzess zur natürlichen Energiegewinnung, der sich denTemperaturunterschied zwischen warmem Oberflächenwasser und eiskaltemMeereswasser aus 900 Metern Tiefe zu Nutze macht.
Bei der «thermalen Energieumwandlung» werden mit WasserdampfTurbinen zur Energieerzeugung betrieben. «Wir könnten die ganze Inselmit Energie versorgen - kostenlos», sagt NELHA-Chef Ron Beard. DasSystem produziere genügend Energie, um auch die Meerespumpen zubetreiben, die das Wasser aus der Tiefe holen. Ihm fehlen aber heutezehn Millionen Dollar, um die Anlage entsprechend auszubauen.
Die staatlichen Investitionen für das Projekt wurden 1996plötzlich gestoppt, sagt Beard. Das Öl war billig, und das Thema«autarke Energieversorgung» vom Tisch. Seitdem versucht das Labor,das beste aus den bisherigen Investitionen zu machen. Beardvermarktet das dreieinhalb Quadratkilometer große Laborgelände aufeinem Lavafeld direkt am Meer heute als Brutkasten für innovativeBiotechnologie. Nirgends auf der Welt wird Meereswasser aus so großerTiefe hochgepumpt.
Schmarr nutzt das lupenreine Wasser seit 1998 für dieSeepferdchenzucht. Er verschickt die Exemplare an Hobby-Aquariumbesitzer, die teuersten für mehr als 300 Dollar das Stück.«Es gibt nur wenig Meerestiere, mit denen man eine derartigeBeziehung aufbauen kann», sagt er mit einer Hand im Wassertank, woeines seiner Paradestücke den Schwanz um seinen Finger wickelt. Mitden beiden Wasserquellen - warm und kalt - mischt er sich immer dierichtige Wassertemperatur zusammen, ganz natürlich.
Das Wasser, das NELHA zu Tage fördert, ist einmalig. «Es istzigtausend Jahre alt und kommt aus mehr als 5000 Metern Tiefe», sagtBeard. Vor Hawaii spült es am größten Berg der Welt nach oben. DerMauna Lea ist 10 000 Meter hoch, davon 5 100 Meter unter Wasser.«Dies ist die letzte unbekannte Zone für Pharmaforscher», sagt Beard.Das Wasser enthalte zum Beispiel 50 bis 60 Mineralien wie Magnesiumund Kalzium.
Die Firma Cyanotech produziert hier auf Mikro-AlgenbasisFischfutter und Vitaminzusätze. Royal Hawaiian Sea Farmsexperimentiert mit der Aufzucht essbarer Seegurken. Taylor Shellfischzüchtet Muscheln und Austern. Rund 30 Firmen hat das Labor inzwischenangezogen, die im Jahr rund 30 bis 40 Millionen Dollar Umsatzerwirtschaften. Und alles äußerst umweltschonend: NELHA propagiertals Klimaanlage die Kühlung mit dem eiskalten Wasser aus der Tiefe,und Solarzellen zur Energieerzeugung.
Den bislang größten kommerziellen Erfolg mit dem hawaiischenWasser landete eine japanische Mineralwasserfirma: Koyo entsalzt dasWasser aus der Tiefe seit gut zwei Jahren und füllt es in Flaschen ab- in Japan findet die 1,5-Liter-Flasche «Mahalo»-Wasser für rund 4,50Dollar pro Liter reißenden Absatz. 300 000 Liter werden bereitstäglich verschifft, sagt Koyo-Direktor Hiroshi Usami. Demnächst willer seine Fühler auch nach Europa ausstrecken.