Hans Friderichs Hans Friderichs: Ex-Bundeswirtschaftsminister feiert seinen 75. Geburtstag

Mainz/dpa. - Wenige Monate später trat der FDP- Politiker dasberufliche Erbe Pontos an und wurde Vorstandssprecher der DresdnerBank. Bis heute arbeitet Friderichs in seinem Mainzer Beraterbüro undsitzt in mehreren Aufsichtsräten. Am kommenden Montag wird er 75Jahre alt.
Gemeinsam mit zwei Geschwistern wuchs Friderichs in Wittlich auf -als Jugendlicher begleitete er oft seinen Vater, der als Landarztarbeitete. Später studierte er in Marburg, Graz und MainzRechtswissenschaften, promovierte jedoch schließlich im FachVolkswirtschaft. «Ich war als Schüler schon sehr interessiert anpolitischen Fragen.» Nach ersten Kontakten zur Jungen Union - «daswar die einzige Jugendorganisation, die es in Wittlich gab» - trat er1956 in die FDP ein.
Über einen Kontakt zum späteren Außenminister Hans-DietrichGenscher wurde er 1964 FDP-Bundesgeschäftsführer. «Genscher hattemich bei einer Parteiveranstaltung in Mainz reden gehört. Wenige Tagespäter kam ein Anruf aus seinem Büro», erzählt Friderichs. Über dierheinland-pfälzische Landesliste errang er 1965 zunächst einBundestagsmandat, kehrte jedoch 1969 - für viele überraschend - unterMinisterpräsident Helmut Kohl (CDU) als Staatssekretär imAgrarministerium nach Rheinland-Pfalz zurück.
Drei Jahre später rief ihn Willy Brandt (SPD) alsWirtschaftsminister in das SPD/FDP-Bundeskabinett. «Ich habeursprünglich nicht die Absicht gehabt, hauptberuflich Politiker zusein», sagt Friderichs heute. «Ich habe auch zu Genscher immergesagt: Bevor ich 50 bin, höre ich auf.» Diese Prophezeiung erfülltesich: Als er an die Spitze der Dresdner Bank gerufen wurde, war er45. Diese Zeit sieht Friderichs im Rückblick mit gemischten Gefühlen.Auf der einen Seite hatte er wirtschaftlichen Erfolg, auf der anderenSeite mussten er und seine Familie mit ständiger Terrorbedrohungleben, standen 13 Jahre unter Personenschutz. «Das ist eine sehrgroße Belastung».
Mitte der 1980er Jahre wird die Karriere Friderichs' von demFlick-Spendenskandal überschattet. Zwar wurde er vom Vorwurf derBestechung und Bestechlichkeit freigesprochen, das jahrelangeVerfahren zwang ihn jedoch dazu, 1985 den Vorstandsposten bei derDresdner Bank niederzulegen. Friderichs machte sich daraufhinselbstständig. Bis heute sitzt er im Aufsichtsrat von adidas undGoldman Sachs Investment Management.
Der zurückhaltende und höfliche Mann mit der schlanken Figur bliebZeit seines Lebens seiner rheinland-pfälzischen Heimat treu. Bisheute erholt sich der begeisterte Rennradfahrer gemeinsam mit seinerFrau Erika im Ferienhaus in der Eifel. Zu seinem Geburtstag am 16.Oktober gebe es «kein großes Fest», sagt er. Dieser Tag sei etwas«ganz Privates»; es wolle ihn im Kreise seiner Familie feiern.