Handwerk Handwerk: Vor 100 Jahren bastelte Käthe Kruse ihre erste Kreation
Donauwörth/dpa. - Heute sind dieklassischen Käthe-Kruse-Puppen aus der Manufaktur im schwäbischenDonauwörth vor allem bei Sammlern beliebt.
Auf die Idee, Puppen zu entwerfen, brachte sie ihr spätererEhemann, der Berliner Bildhauer Max Kruse. Denn er weigerte sich1905, seiner ältesten Tochter zu Weihnachten eine herkömmliche,steife Puppe mitzubringen. So fing die 22-jährige Käthe Kruse selbstan zu basteln. Ihre Anfänge waren einfach: Eine Kartoffel diente ihrals Puppenkopf, warmer Sand und ein Handtuch für den Körper.
Warm, weich und ausdrucksvoll - in diesem Stil kreierte KätheKruse ihre Puppen. Das war neu. «Der Ausdruck ist ganz besondersintensiv, gerade weil sie so neutral und reduziert sind», sagtAndrea Kathrin Christenson, heutige Geschäftsführerin undMitinhaberin des Unternehmens. «Der Erfolg der Puppe ist ihre naiveLiebenswürdigkeit. Unsere Puppen können nur Liebe vermitteln und dieFantasie anregen, sonst nichts.» Sammler sprechen vom «krusischenCharme».
Schon 1911 bekam Käthe Kruse einen ersten Großauftrag über 150Puppen aus den USA. Das heimische Wohnzimmer in Berlin wurde alsFertigungsstätte schnell zu klein. 1912 ging die Puppenschöpferinnach Bad Kösen in Sachsen-Anhalt. Dort baute sie ihre Manufakturauf. Weil sie wegen «Westkontakten» verhaftet werden sollte, flohKäthe Kruse 1950 aus der DDR. Ihre neue Heimat als Unternehmerinwurde Donauwörth.
Sie schwor weiter auf Handarbeit, um den Puppen ihrenindividuellen Ausdruck zu geben. Rund 60 Mitarbeiter fertigendeshalb in Donauwörth auch heute noch von Hand. Bis zu 28Arbeitsstunden sind notwendig, um den Stoffkörper mit Reh- undRentierhaar zu füllen, das Gesicht zu malen und die Echthaar-Perückezu knüpfen. Eine solche Puppe kostet zwischen 200 und 1100 Euro. DieKunden kommen vor allem aus Deutschland, USA und Japan.
Zu den Puppen sind inzwischen zahlreiche neue Produktehinzugekommen. Seit 1990 halten Andrea Kathrin Christenson und ihrEhemann Stephen Christenson als geschäftsführende Gesellschafterrund 70 Prozent des Unternehmens. Die restlichen Anteile gehören derFürstenfamilie zu Castell-Castell. Die neuen Eigentümer haben dieMarke «Käthe Kruse» erweitert und den Umsatz auf jetzt rund 15Millionen Euro jährlich gesteigert. Spielpuppen und Babyspielzeug,Kleidung und Schmuck sowie Ausstattung fürs Kinderzimmer machenmittlerweile rund 85 Prozent des Umsatzes aus. «Käthe Kruse» stehtfür gehobene Ansprüche. «Wir werden immer das Besondere sein», sagtChristenson.
Zum 100. Geburtstag der «Käthe-Kruse-Puppe» bringt dasUnternehmen eine neue Spielpuppe auf den Markt und gibt eineSonderedition heraus. Am Muttertag, dem 8. Mai, öffnet diePuppenmanufaktur ihre Türen für Besucher. Die Stadt Donauwörth zeigtvon 1. Mai bis 7. August die Ausstellung «100 Jahre Puppen von KätheKruse die Anfänge (1905 bis 1923)».