Handwerk Handwerk: Handschuhmacher aus Magdeburg zieht seit 50 Jahren vom Leder

Magdeburg/dpa. - Beginnt Claus Schmidt sein Tagewerk, zieht erzunächst kräftig vom Leder - und das im wahrsten Sinne des Wortes.«Die feuchte Tierhaut über den Tisch zu ziehen, ist das schwierigstean meiner Arbeit», sagt der 71 Jahre alte Handschuhmachermeister. Mitden sprichwörtlichen Glacéhandschuhen darf er dabei nicht zu Werkegehen, denn es ist harte Arbeit, das Leder durch das Ziehen weich undgeschmeidig zu bekommen. Schmidt ist der einzige Meister in den neuen Bundesländern und einer der wenigen in Deutschland, dieSpezialhandschuhe für Menschen mit versehrten Händen fertigen.
Beinahe täglich gehen Bestellungen aus Kliniken undSanitätshäusern aus ganz Deutschland, aber auch aus Dänemark,Frankreich, der Schweiz und Luxemburg bei dem Magdeburger ein. Diemeisten Order kommen per Fax. Auf den Formularen ist eine Zeichnungder Hand mit den Maßen. «In der DDR war ich der einzige, derSpezialhandschuhe für Versehrte mit Prothesen oder fehlenden Fingernherstellte», sagte Schmidt. Die einschlägigen Fabriken seien frohgewesen, dass sie diese Produktion nicht mitmachen mussten, dennpraktisch sei jedes Paar eine Einzelanfertigung.
Etwa 1200 bis 1500 Paar Handschuhe entstehen jährlich in derWerkstatt. Dabei fertigen der Meister und seine zwei Näherinnen auch«normale» Handschuhe. Aber auch Bestellungen von Spezialhandschuhenvon Jägern und Reitern oder aus Opernhäusern und Theatern unteranderen aus Berlin und Hamburg gehen ein. Die jüngste derartige Orderkommt aus Bautzen. Dort soll ein gestiefelter Karter mit Handschuhenaus Magdeburg auf der Bühne stehen. Auch zarte Glacéhandschuhe ausLamm- oder Ziegenleder hat der Meister natürlich schon gefertigt.
Die Machart ist stets die gleiche. Erst wird das gezogene Leder indie jeweilige Größe, später in die entsprechende Form gebracht. Dannwerden die Teile zusammengenäht und gebügelt. Das Material kauftSchmidt höchstpersönlich zwei Mal im Jahr bei einem ausgewähltenGerber in Esslingen bei Stuttgart ein. Für feines Leder hat er einenguten Blick, denn Schmidt ist auch noch gelernter Gerber.
«Mein Großvater war Weißgerber, mein Vater war Handschuhmacher,meine Kinder hatten aber kein Interesse an diesem Beruf», sagtSchmidt. Im kommenden Februar feiert er das 50. Firmenjubiläum.Eigentlich wollte er sich dann von der eigentlichen Arbeitzurückziehen und nur noch Ratschläge geben. Doch das Lederziehen isteine zu schwere Arbeit für seine Mitarbeiterinnen. So will er weiterHand anlegen.