Handel Handel: Schraubenkönig Reinhold Würth wird 70

Künzelsau/dpa. - Heute ist Würth ein weltweit tätiger Handelskonzern in 80 Ländern,macht einen Umsatz von 6,2 Milliarden Euro und beschäftigt weltweitmehr als 47 000 Mitarbeiter.
Grund genug zu feiern: Mit viel Prominenz, aber vor allem seinenMitarbeitern feiert Würth nicht nur seinen 70. Geburtstag, sonderngleichzeitig auch das 60-jährige Firmenjubiläum. Der schwäbischeVorzeigeunternehmer gehört heute zu den reichsten Männern Europas.Das Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 4,4 Milliarden Dollar.Der Erfolg der Würth-Gruppe hat viele Geheimnisse. Triebkraft istsicherlich Würth selbst, der um die Befindlichkeiten und Bedürfnisseder Märkte sehr genau Bescheid weiß.
Würth verinnerlicht seinen Mitarbeitern, dass sie in erster Linie«nicht beim Unternehmen, sondern ideologisch beim Kunden angestelltsind». Das Erfolgsrezept des heute 70-jährigen basiert sicherlich aufdessen Menschenführung und der bei Würth praktiziertenFührungskultur. «Ich bin überzeugt, dass Menschenführung zu mehr als50 Prozent über Gewinn und Verlust entscheidet», ist einer von WürthsKernsätzen.
Reinhold Würth ist nicht nur begeisterter Flieger, der seinen Jetselbst steuert, sondern auch einer der größten Kunstsammler inEuropa. In seinen Depots lagern mehr als 8000 Kunstwerke. Doch nichtnur der Chef und seine Freunde sollen sich daran erfreuen. Würth hatzwei Museen gebaut. Am Stammsitz der Würth-Gruppe in Künzelsaueröffnete er 1991 das Museum Moderner Kunst des 20. und 21.Jahrhunderts. Zehn Jahre später eröffnete er die Kunsthalle Würth inSchwäbisch Hall. Er unterstützt zahlreiche Projekte, wie ein Hotel,in dem behinderte und nicht behinderte Menschen gemeinsam arbeiten.
Das Geschäftsmodell von Würth hat sich seit 1945 im Kern nichtgrundlegend verändert. Würth verkauft längst nicht mehr nurSchrauben, sondern über 100 000 Produkte für Befestigungs- undMontagetechnik. Erfolgsrezept der Würth-Gruppe sind kleineschlagkräftige Verkaufseinheiten. Produziert wird nicht, sonderngehandelt wie am ersten Tag. Die Würth-Vertriebsorganisation mitweltweit über 26 000 Verkäufern betreut gut 2,5 MillionenGeschäftskunden von Argentinien bis nach Australien. In der Mehrzahlsind es Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen - von derAutowerkstatt bis zum Kunstschreiner.
Der Durchschnittswert eines Auftrags bei Würth ist deshalb relativgering und liegt bei rund 200 Euro. Genau darin sieht Reinhold Würtheinen entscheidenden Erfolgsfaktor: «Wir sind in der glücklichenLage, nicht von Großkunden abhängig zu sein» und «Wir kennen unsereKunden persönlich und ganz genau», meint Würth, der schon im Jahr1987 das Unternehmen in fünf Familienstiftungen einbrachte, um denFortbestand der Gruppe zu sichern. 1994 schied er aus der operativenGeschäftsleitung aus. Heute ist Würth, der ein Stück bundesdeutscheWirtschaftswundergeschichte geschrieben hat, Vorsitzender des Beiratsseiner Gruppe. Er ist Ehrendoktor und Ehrensenator der UniversitätTübingen, Träger des Bundesverdienstkreuzes der 1. Klasse und Inhaberder Dieselmedaille in Gold.