Händel-Preis Händel-Preis: «Lasse die Dornen, pflücke die Rose»
Halle/MZ. - Jener Frau aber, die am Samstag in Halle mit dem Händel-Preis geehrt wird, hätte sich der Komponist wohl ebenso zu Füßen geworfen wie ihr Publikum: Cecilia Bartoli ist einfach unwiderstehlich.
Einen Tag vor ihrem Konzert stellt sie sich in Halle den Fragen von Festspiel-Intendant Clemens Birnbaum - Mama und Manager wie immer im Schlepptau. Die Sonnenbrille hat sie ins Haar gesteckt, die Augen blitzen - und wenn sie "La Musica di Hendele" sagt, dann ist das bereits Musik. Fröhlich übersetzt sie der Übersetzerin die Fragen, mühelos springt sie aus dem Italienischen ins Englische - und wenn sie von ihrer Arbeit spricht, ist neben dem Herzen immer auch der Verstand bei der Sache.
Dass sie diesmal ausschließlich Stücke präsentieren wird, die Händel für Frauen - und nicht für Kastraten geschrieben hat, ist ihr so wichtig wie die Suche nach ungehobenen Schätzen in den Archiven des Händel-Hauses. Und selbst ihr Lebensmotto findet sie in Händels Musik: Aus dem Oratorium "Il trionfo del Tempo e del disinganno" zitiert sie eine Arie der Piacere: "Lascia la spina, cogli la rosa - Lasse die Dornen, pflücke die Rose". So eine Blume hätte man jetzt gern zur Hand, um sie der Bartoli zu überreichen!
Seite 4 und Kultur / Andreas Hillger