Handel Handel: «Geld löst keine großen Emotionen mehr aus»

Künzelsau/dpa. - So ganz stimmtdas aber nicht: Würth wurde 2008 wegen Steuerhinterziehung inMillionenhöhe verurteilt und ist seitdem vorbestraft. Eine Tatsache,die der langjährige Chef des Künzelsauer Handelskonzerns auch heutenoch als absolute Ungerechtigkeit empfindet.
Wenige Wochen vor seinem 75. Geburtstag am 20. April tauchtenzudem Meldungen auf, dass das Bundespräsidialamt prüft, Würth das2005 verliehene Große Bundesverdienstkreuz wegen der Straftatabzuerkennen. Dazu wurde beim Stuttgarter Staatsministerium derStrafbefehl gegen den Unternehmer aus dem Mai 2008 angefordert. DasBundespräsidialamt holte sich jedoch einen Korb, ausdatenschutzrechtlichen Gründen wurde Einblick in die Akten verwehrt.
Als Konsequenz aus der Steueraffäre hat der Schraubenmilliardär,der keinen Hehl aus seiner Nähe zur FDP macht, seinen Wohnsitzmittlerweile nach Österreich verlegt. «Die Wunden sind verheilt, aberdie Narben sind geblieben», lautete zuletzt das Fazit.
Würth gilt als der klassische Selfmade-Unternehmer derNachkriegszeit. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1954 mussteer schon im Alter von 19 Jahren die Schraubenhandlung übernehmen. Ausdem kleinen Betrieb baute er über die Jahre das weltgrößteHandelsunternehmen für Befestigungs- und Montagetechnik auf. Erselbst ist handwerklich völlig unbegabt. «Ich bin überhaupt keinguter Heimwerker. Ich habe zwei linke Hände», sagt derSchraubenmilliardär über sich.
Würth beschäftigt rund 58 600 Mitarbeiter im Konzern underwirtschaftete im ersten Halbjahr 2009 einen Umsatz von 3,76Milliarden Euro. Aktuellere Finanzdaten hat das Unternehmen aus demHohenlohekreis noch nicht vorgelegt. Es gibt mehr als 400Gesellschaften in 84 Ländern. In Deutschland beschäftigt die Würth-Gruppe Ende vergangenen Jahres insgesamt rund 16 400 Mitarbeiter.Trotz des Erfolgs ist Würth mit seinem Spitznamen nicht glücklich:«Den Begriff "Schraubenkönig" finde ich unmöglich. So fühle ich michwirklich nicht.»
Aus der operativen Geschäftsleitung verabschiedete sich ReinholdWürth im Jahr 1994. Die Zügel aus der Hand gegeben hat derFirmenpatriarch damit aber nicht. «Ich habe das Unternehmen in eineFamilienstiftung eingebracht, um es vor Unwägbarkeiten beim Erbgangzu schützen», erklärt der dreifache Vater. «Das ist auch ein großerSicherheitsfaktor für die Mitarbeiter. Die wissen, wenn ich malsterbe, dann passiert ihnen nichts.»
Neben seiner Leidenschaft für das Fliegen ist Würth, dessenVermögen das Magazin «Forbes» zuletzt auf 5,7 Milliarden Dollar(knapp 4,3 Milliarden Euro) schätzte, als begeisterter Kunstsammlerbekannt. In seinen Depots lagern mehr als 10 000 Kunstwerke.
Der Unternehmer baute außerdem mehrere Museen. Am Stammsitz derWürth-Gruppe in Künzelsau eröffnete er 1991 das Museum Moderner Kunstdes 20. und 21. Jahrhunderts. Zehn Jahre später eröffnete er dieKunsthalle Würth in Schwäbisch Hall. Weitere Würth-Museen stehen imElsass und in Spanien. Er unterstützt zudem zahlreiche sozialeProjekte, wie ein Hotel, in dem behinderte und nicht behinderteMenschen gemeinsam arbeiten.