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Hallesche Mitteldeutsche Bau AG Hallesche Mitteldeutsche Bau AG: HMB droht mit Entlassungen

Von Frank Zimnol 21.05.2002, 11:49

Halle/MZ. - Zu einer "Protestmaßnahmeder Arbeitnehmer im Baugewerbe" hatte OlafWollert, Chef des Bezirksverbandes Sachsen-AnhaltSüd der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), dieMedien für Dienstagmorgen in die HallescheMitteldeutsche Bau AG (HMB) eingeladen. Dochaus dem Marsch der HMB-Belegschaft zum halleschenRiebeck-Platz wurde nichts.

Den 68 Mitarbeitern stand nach der Hiobsbotschaft,die ihnen HMB-Vorstandschef Cahit Oklap zuvorauf einer vom Betriebsrat einberufenen Belegschaftsversammlungüberbracht hatte, nicht der Sinn nach Kampfum höhere Löhne. Vom Manager war ihnen eröffnetworden, dass das Unternehmen gezwungen sei,etwa jeden zweiten Arbeitsplatz abzubauen.HMB, eine Tochter des türkischen Tekfen-Konzerns,zählt gegenwärtig noch 150 Mitarbeiter.

Wollerts Aufforderung, auf die Straße zu gehen,um damit Druck auf die Arbeitgeber auszuüben,war nach Oklaps Rede regelrecht verpufft.Zuerst habe der türkische Vorstandschef denBeschäftigten versprochen, sich beim Arbeitgeberverbandfür verbesserte Tarife einzusetzen, rekapitulierteder IG-Bau-Vertreter das Geschehen. Als dieHMB-Mitarbeiter gleich darauf mit den Kündigungsplänenkonfrontiert wurden, seien sie wie gelähmtgewesen, sagte Wollert. Es habe sich keineMehrheit für eine Protestaktion gefunden.

Horst Hesse, seit 30 Jahren im Unternehmen,zeigte sich konsterniert: "Was sollen wirnoch um höhere Löhne kämpfen, wo wir dochunseren Job verlieren?" Hubert Pestka, wieHesse über 50, sieht keine Chance, woanderseine Arbeit zu finden. Es sei an der Zeit,dass die Politik etwas tue, hofft er auf Unterstützungvon außen.

Der frustrierte Bauarbeiter spielt damit aufdie Bundesbaugesellschaft an, in deren AuftragHMB Leistungen an Bauobjekten des Bundes inBerlin erbracht hatte. Im Dezember war bekanntgeworden, dass die Gesellschaft HMB und zweiweiteren Mitgliedern der ArbeitsgemeinschaftZahlungen in Höhe von etwa 40 Millionen Euroschuldet. Das Management des halleschen Unternehmenshatte bereits damals Entlassungen angekündigt,falls der Bund die Außenstände nicht begleiche.

Wie Betriebsratsvorsitzender Bernhard Ottdazu der MZ sagte, habe es in dieser Angelegenheitbisher zwar mehrere Gespräche, aber "ohneakzeptables Ergebnis" gegeben. "Tekfen hatuns bisher über Wasser gehalten." Angesichtsder Tatsache, dass HMB seit Jahresbeginn nichteinen einzigen Auftrag bekommen habe, seiein Personalabbau aber zu befürchten gewesen."Unsere Leute schieben seit September 2001Kurzarbeit. Die noch vorhandenen Altaufträgereichen hinten und vorne nicht", sagte Ott.

Unterdessen hat sich Wollert vorgenommen,andere Belegschaften für Protestaktionen zugewinnen. Vier Baustellen habe er bereits"nach oben" gemeldet, die für Warnstreiksgeeignet seien.