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Halbleiter Halbleiter: Qimonda hält den Geschäftsbetrieb aufrecht

24.01.2009, 14:27

Berlin/Hamburg/München/ddp. - Qimonda habe »von Anfang an mit offenen Kartengespielt«, sagte ein hochrangiger Manager des Unternehmens der «Weltam Sonntag». Die Pleite bringt indes offenbar auch die bisherigeKonzernmutter Infineon in Schwierigkeiten. Der Chef des Instituts fürWirtschaftsforschung Halle (IWH), Robert Blum, warf derweil derEuropäischen Union vor, Qimonda zu wenig geschützt zu haben.

Der Speicherchiphersteller hatte am Freitag Insolvenzantraggestellt. Ein Tag zuvor war bekanntgeworden, dass Qimonda weiterenFinanzierungsbedarf angemeldet hatte und das bereits im Dezemberausgehandelte Rettungspaket in Höhe von 325 Millionen Euro für einDarlehen nicht ausgereicht hätte.

Nach Unternehmensangaben betrifft der Insolvenzantrag dieStandorte München und Dresden. An beiden zusammen arbeiteten bis zurVerkündung der bisherigen Restrukturierungspläne von Qimonda imHerbst rund 4600 Mitarbeiter. Vorgesehen war, bis zum Sommer 2009allein in Dresden ein Drittel der rund 3000 Stellen abzubauen.

Unter Beibehaltung dieser Pläne bestehe weiterhin das Ziel, denGeschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, sagte Qimonda-Sprecher RalphHeinrich am Samstag. Der vom Amtsgericht München zum vorläufigenInsolvenzverwalter bestellte Münchner Fachanwalt für Insolvenzrecht,Michael Jaffé, hatte bereits am Freitag angekündigt, Mitarbeiter undÖffentlichkeit zeitnah und umfassend über die nächsten Schritte zuinformieren.

Zur Begründung für die Pleite hatte Qimonda den massivenPreisverfall bei Speicherchips in Kombination mit dem «dramatischverschlechterten Zugang zu Finanzierungen auf den Kapitalmärkten»angegeben. Nach Informationen der «Welt am Sonntag» hatte der Konzernbereits Ende Dezember mit ersten Überweisungen aus dem Hilfspaketgerechnet. Wegen der Verzögerung habe man Investitionen nichtvornehmen und so die Produktionskosten nicht drücken können, hieß es.Zudem waren die Preise für Speicherchips weiter gesunken. Dadurchentstand im Rettungskonzept eine Lücke von 300 Millionen Euro.

Davon hätte Qimonda nach Angaben eines ungenannt bleibendenManagers insgesamt 100 Millionen Euro »aus selbst organisiertenFinanzierungsmaßnahmen« beisteuern können. Mit einer zusätzlichen»Bürgschaft über 200 Millionen Euro« hätte die Insolvenz vermiedenwerden können, fügte der Insider hinzu. «Die Bürgschaft hätte unsSpielraum verschafft. Dann wäre Zeit gewesen, bis Ende Februar dasRettungspaket über 325 Millionen Euro zu schnüren», sagte er demBlatt. Auf ein Darlehen in entsprechender Höhe hatten sich derFreistaat Sachsen, der Mutterkonzern Infineon und das Land Portugalschon im Dezember geeinigt.

IWH-Chef Blum warf unterdessen der EU vor, beim Schutz von Qimondavor asiatischer Billigkonkurrenz versagt zu haben. Möglich gewesenwären etwa Strafzölle auf die durch die »Subventionsflut in Asien«unter »verzerrten Bedingungen hergestellten Chips«.

Laut «Spiegel» drohen dem Mutterkonzern Infineon durch denInsolvenzantrag von Qimonda Belastungen in dreistelligerMillionenhöhe etwa für Abfindungen, Kartellverfahren oder dieRückzahlung von öffentlichen Fördermitteln. Bis 2010 müsse dasUnternehmen zwei Anleihen im Wert von über 900 Millionen Eurozurückzahlen und Kredite in Höhe von rund 300 Millionen Euroverlängern. Die vom Infineon-Management vorgeseheneKapitalaufstockung bis zu 450 Millionen Euro dürfte nach derQimonda-Pleite vorerst kaum möglich sein, hieß es.