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Gründer Gründer: Ein bisschen wie heiraten

Von ANTONIE STÄDTER UND STEFFEN HÖHNE 14.09.2011, 19:22

Halle (Saale)/HALBERSTADT/MZ. - Mit neuen Produkten einen Markt zu erobern, ist das Ziel vieler junger Unternehmen in Sachsen-Anhalt. An Innovationen, in denen viel Potenzial steckt, mangelt es nicht. Doch oft fehlt den Gründern das Geld, um aus Ideen marktreife Produkte zu machen. Das Investforum in Sachsen-Anhalt will daher Firmenchefs und Geldgeber zusammenbringen. Die MZ stellt drei dieser Unternehmen vor.

Krabben für Cremes

"Investoren finden ist ein bisschen wie heiraten. Man muss miteinander leben", findet Katja Richter. Die Biotechnologin ist Chefin der Heppe Medical Chitosan GmbH aus Halle, die das Biopolymer Chitosan für Pharmaindustrie, Medizin und Kosmetik herstellt. "Neben dem Bauchgefühl zählt aber natürlich auch die Zahlenentscheidung."

Und da sei es für ihr High-Tech-Unternehmen wegen der hohen Investitionssumme etwa für teure Anlagen nicht ganz einfach gewesen, Geldgeber zu finden: "Nach der Gründung 2005 haben wir drei Jahre gebraucht, bis die erste Finanzierungsrunde geschlossen werden konnte." Rund 1,5 Millionen Euro waren nötig. Das Schwierige bei der Investorensuche sei, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. "Das dauert." Derzeitige Geldgeber sind der High-Tech-Gründerfonds und ein Privatinvestor. Zudem bekam Heppe Medical Chitosan Zuschüsse von der Investitionsbank des Landes und wurde mit einem Bankkredit finanziert.

Die Investorensuche geht trotzdem weiter. Denn das Unternehmen mit zehn Mitarbeitern wächst stetig und hat längst Abnehmer in aller Welt. Das Produkt Chitosan, das vorwiegend aus Krabbenschalen hergestellt wird, ist begehrt: "Wir sind weltweit der einzige Anbieter, der über 100 verschiedene Sorten von Chitosan produzieren kann", so Katja Richter. Es wird etwa in Wundauflagen, Cremes oder Haarpflegeprodukten eingesetzt. Um eine weitere Investorenrunde vorzubereiten, stellte sich das Unternehmen voriges Jahr auch beim Investforum vor. "Dort haben wir einige vielversprechende Kontakte geknüpft", berichtet sie. Sauberes Wasser

Wenn Manfred Volz über das Geschäft der Wasseraufbereitung spricht, dann fließen seine Sätze nur so. "Weltweit nimmt der Bedarf an sauberem Wasser zu." Steigende Weltbevölkerung und höherer Lebensstandard in asiatischen Ländern seien dafür verantwortlich. Allein für Filteranlagen würde jährlich ein zweistelliger Milliardenbetrag ausgegeben. Ein großer Kuchen, von dem das 1999 gegründete Unternehmen 3C Membrane aus Halberstadt gern ein Stückchen ab hätte, sagt der Firmenchef.

Volz und seine Mitarbeiter haben keramische Membranen entwickelt, die aus Wasser kleinste Partikel wie Bakterien herausfiltern. Bisher arbeiten die meisten Wasseraufbereitungsanlagen laut Volz mit Plastikmembranen. Diese seien aber nicht sehr langlebig. "Keramische Membranen sind viel widerstandsfähiger - aber teurer", so der Unternehmer. 3C Membrane will dies ändern. Die Firma baut daher eine industrielle Fertigung auf, um die Kosten deutlich zu senken. Große Anlagenbauer testen bereits die Filteranlagen aus Halberstadt.

Das Land Sachsen-Anhalt ist von dem Unternehmen bereits überzeugt. Die Förderinstitute MBG, IBG und IB haben nach Angaben von Volz in die Firma investiert. Nun sucht der Firmenchef weitere private Investoren. Das Unternehmen mit derzeit 30 Mitarbeitern verspricht ein schnelles Wachstum. "Wir wollen bis 2016 zwischen 40 und 60 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften", sagt Volz. Der frühere Unternehmensberater kennt die Rechnung der Geldgeber: "Nur wer das Potenzial hat, dass sich der Einsatz der Investoren vervielfacht, bekommt auch Geld."

Kälte aus Wärme

Ein Tipp, den er Unternehmern geben würde, die noch am Anfang stehen? "Es ist wichtig, gleich jemanden aus dem kaufmännischen Bereich dabei zu haben, der Erfahrungen im jeweiligen Markt hat", sagt Walter Mittelbach, Gründer und Vorstand der halleschen Sortech AG. Das mache auch Gespräche mit Investoren einfacher. "Schließlich kommen Gründer ja oft nicht aus dem Bereich, sondern haben einen wissenschaftlichen Hintergrund."

So wie er. Walter Mittelbach ist von Haus aus Physiker. Nach der 2002 erfolgten Gründung von Sortech, wo von Wärme statt Strom gespeiste Klimaanlagen produziert werden, kümmerte er sich dort auch um das Kaufmännische. Dabei sei ja eigentlich schon die technische Entwicklung der Produkte ein Fulltime-Job. Die Adsorptionskältemaschinen von Sortech erzeugen Kälte durch das Verdampfen eines Kältemittels. Dafür nutzen sie Wärme etwa von Sonnenkollektoren oder Blockheizkraftwerken. Im Vergleich zur klassischen Klimatechnik werden so laut Mittelbach rund drei Viertel des sonst nötigen Stroms eingespart. Zweiter Vorteil: "Bei uns ist das Kältemittel reines Wasser", erklärt er. Als Adsorber werden künstlich hergestellte Silikagele verwendet.

Nach erfolgreich abgeschlossener Markteinführung habe das 25 Mitarbeiter zählende Unternehmen 2010 rund 100 Anlagen vor allem in Deutschland und dem näheren europäischen Ausland verkauft und damit einen Umsatz von über einer Million Euro erwirtschaftet. Im kleineren Leistungsbereich, wie ihn Sortech bedient, gebe es weltweit ganz wenige Wettbewerber.

An dem Unternehmen sind laut Mittelbach vier Förderinstitute beteiligt. Doch: "Die Finanzierung ist ein Dauerthema", sagt er. Schließlich gebe es ständig Weiterentwicklungen. Da sei es wichtig, sich immer wieder mit Investoren auszutauschen.