Größte IWF-Reform kommt voran
Washington/dpa. - Die umfangreichste Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF) in seiner mehr als 60-jährigen Geschichte ist einen wichtigen Schritt vorangekommen.
Der Lenkungsausschuss des Fonds habe am Samstag sowohl größeren Mitspracherechten für ärmere Staaten und Schwellenländer wie auch einem neuen Finanzierungsmodell seine volle Zustimmung erteilt, sagte der italienische Finanzminister und Gremiumsvorsitzende, Tommaso Padoa-Schioppa in Washington. In dem Ausschuss vertreten 24 Finanzminister alle 185 IWF-Mitgliedsstaaten.
Ende März hatte sich bereits der Exekutivrat des Weltwährungsfonds für das Vorhaben ausgesprochen, durch das ein Teil der Stimmrechte von den Industrienationen hin zu ärmeren Ländern oder aufstrebenden Staaten wie Brasilien verlagert wird. Die IWF-Mitglieder müssen den Vorschlag nun noch bis zum 28. April mit einer Stimmenmehrheit von 85 Prozent absegnen. Im Falle des Finanzierungsmodells, bei dem es auch um die Verwendung der Mittel aus dem Verkauf von Goldreserven des IWF im Wert von elf Milliarden Dollar (rund sieben Mrd Euro) geht, haben die Mitgliedsstaaten unterdessen eine Frist bis zum 5. Mai.
Der Fonds will rund 400 Tonnen seiner Goldreserven verkaufen, um einem drohenden Defizit von 400 Millionen Dollar in den nächsten Jahren zu begegnen. Überdies werden 380 Stellen abgebaut.
IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn zeigte sich auf der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank am Wochenende zuversichtlich nach der Zustimmung der Minister vom Samstag: «Es gibt nur eine sehr kleine Chance, dass wir die 85 Prozent nicht erreichen», sagte er.
Noch bei der vergangenen Herbsttagung von IWF und Weltbank hatte sich der Streit zwischen Boomländern wie Brasilien und Industriestaaten über die Neuordnung der Stimmengewichte verschärft. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte damals erklärt, dass einige Schwellenländer auf sehr deutliche Veränderungen pochten. Aus IWF-Kreisen hieß es, Strauss-Kahn habe vor allem durch seinen persönlichen Einsatz die Reformen vorangebracht. Der frühere französische Finanz- und Wirtschaftsminister hatte den Posten erst im November von dem Spanien Rodrigo de Rato übernommen.