Graf von Faber-Castell Graf von Faber-Castell: Herrscher über den Bleistift wird 65 Jahre

Stein/dpa. - In der achten Generation führt er das 1761 gegründeteFamilienunternehmen aus dem fränkischen Stein bei Nürnberg. Am 7.Juni feiert der «Bleistift-Graf» seinen 65. Geburtstag.
Mehr als 1,8 Milliarden Blei- und Farbstifte verlassen pro Jahrdie Fabriken. Produziert wird vor allem in Brasilien, doch auch anden deutschen Standorten in Stein und Geroldsgrün (Oberfranken) sindinsgesamt mehr als 800 Mitarbeiter beschäftigt. «Als Unternehmerzählt für mich die langfristige, erfolgreiche Absicherung desUnternehmens und nicht kurzfristiges Gewinnstreben» - so beschreibtGraf von Faber-Castell seine Unternehmensmaxime. Der Jahresumsatz derGruppe lag 2004/05 (31.3.) bei knapp 300 Millionen Euro, derVorsteuergewinn bei 16 Millionen Euro.
Der Bleistift ist zunächst einmal ein Allerweltsprodukt - demGrafen jedoch ist es gelungen, darauf eine weltweit bekannte Premium-Marke aufzubauen. «Wir wollen gewöhnliche Dinge ungewöhnlich schönmachen», sagt er. Zu einem Firmenjubiläum vor wenigen Jahren stellteFaber-Castell sogar eine auf 99 Stück begrenzte Edition des«Perfekten Bleistifts» vor. Der Clou: drei in die Kappeeingearbeitete Brillanten. 9000 Euro kostete eines der edlen Stücke.
Niemand verkörpert den Markenanspruch so perfekt wie der stetsmakellos gekleidete und mit weltmännischem Flair auftretende Grafselbst, wenn er durch das Familienschloss in Stein führt. IhrenWohnsitz hat die gräfliche Familie - Faber-Castell ist in zweiter Ehemit der Amerikanerin Mary Elizabeth Hogan verheiratet und hat vierKinder - allerdings nicht in dem 100 Jahre alten Gemäuer, sondern aufeinem Landsitz im Süden Nürnbergs.
In die Unternehmensführung hatte Graf Faber-Castell ersthineinfinden müssen. Am 7. Juni 1941 in Bamberg geboren, absolvierteer Schulzeit und Jurastudium in der Schweiz. Von 1971 bis 1977arbeitete er als Investmentbanker in London und New York. DieRückkehr nach Franken fiel dem Grafen, der sich in den Jet-Set-Kreisen bewegte, zunächst nicht leicht. Er hatte sich vom Vater diealleinige Geschäftsführung und die Mehrheit der Anteile ausbedungen,was bei neun Geschwistern nicht immer ohne Auseinandersetzungenabging.
In den Folgejahren baute Faber-Castell zahlreicheAuslandsniederlassungen und -werke auf, darunter die heute größteKautschuk-Radiergummifabrik in Malaysia. Auch in Umwelt- undSozialfragen engagierte er sich früh. Schon Mitte der 80er Jahrewurde in Brasilien ein Wiederaufforstungsprojekt begonnen. Im März2000 unterzeichnete der Graf mit der IG Metall eine weltweit gültige«Sozialcharta» für die 5500 Beschäftigten.