Görlitz Görlitz: Gute Aussichten für Bombardier

Görlitz/dpa. - Die Waggonbauer bei Bombardier in Görlitz sehenbesseren Zeiten entgegen. Die Auftragsbücher haben sich in denvergangenen Monaten gut gefüllt, so dass alle der rund 1200Beschäftigten in diesem Jahr wieder ausreichend zu tun haben werden.Derzeit seien noch etwa 400 Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen,sagt Thomas Ahlburg, General Manager des Werkes. Doch dieAussichten stimmen ihn zuversichtlich: «Im Mai werden fast allewieder in Arbeit sein.» 23 Neueinstellungen seien in der Konstruktiongeplant. Im Juni soll die Produktion auf Hochtouren laufen. «Dannwerden wir auch wieder Leiharbeiter einsetzen.»
Ende 2009 sah die Auftragslage in dem traditionsreichen Betrieballes andere als rosig aus. Im Jahr des 160-jährigen Bestehens drohtesogar die Entlassung von etwa 200 Mitarbeitern. Betriebsrat undGeschäftsleitung verhandelten damals schon über einenInteressenausgleich für den Fall des Stellenabbaus. Dieser konnteletztlich abgewendet werde, nachdem die Schweizerischen Bundesbahnen59 Doppelstockzüge in Görlitz bestellten. «Das ist ein langfristigerAuftrag», freut sich Ahlburg. Die Produktion dafür beginne im Herbst.Die 436 Wagen sollen bis Ende 2019 komplett ausgeliefert sein.
Die Görlitzer Waggonbauer haben eine lange Durststrecke hintersich. Zeitweise waren bis zu 600 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Doch daskonsequente Ringen um Aufträge und die Beteiligung an internationalenAusschreibungen zahlten sich aus. So bestellte die israelischeStaatsbahn Ende 2010 72 Doppelstockwagen, nachdem sie nur zwei Monatezuvor 78 der zweistöckigen Schienenfahrzeuge in Auftrag gab.Offensichtlich wird die Arbeit der Görlitzer in Israel geschätzt,denn dort sind bereits 147 Doppelstockwaggons aus derdeutsch-polnischen Grenzstadt im Einsatz. Ab Mai soll nun dieFertigung für die neue Lieferung ins Heilige Land beginnen.
Für Aufatmen sorgte zuletzt eine Bestellung der Deutschen Bahn,die 137 Doppelstockwagen in Görlitz bauen lässt. Sie willzweistöckige Waggons erstmals im Fernverkehr einsetzen und damit auchalte Intercity-Züge ersetzen. Bis zu 160 Stundenkilometer schaffendie Wagen aus der Twindexx-Reihe. Sie sollen unter anderem aufZubringerlinien zu stark befahrenen Strecken zwischen Berlin,Rhein-Ruhr, Frankfurt (Main) und Süddeutschland rollen.
«Das ist ein ganz wichtiges Signal gewesen», urteilt Ahlburg überden Auftrag der Bahn. Die Vorteile der «Doppeldecker» liegen auf derHand: «In den einzelnen Wagen lassen sich mehr Menschen befördern»,sagt der Standortleiter. Bis Ende 2013 soll das letzte der 137Fahrzeuge ausgeliefert sein. In der zweiten Hälfte dieses Jahreswerden die Görlitzer Waggonbauer zudem 48 Doppelstockwagen fürSachsen-Anhalt fertigen.
Etwa 20 Fahrzeuge bringen dem Betrieb Arbeit für einen Monat,rechnet Ahlburg vor. Die Zahl mache deutlich, welches Auftragsvolumennötig sei, um ein Werk in der Größenordnung kontinuierlichauszulasten.
Hilfe im Konzernverbund leistete das Werk in einer Zeit, alses selbst nicht ganz ausgelastet war. Nachdem die Flut im August 2010den Bombardier-Standort in Bautzen heimgesucht hatte, wurde von dortdie Teilefertigung mit etwa 100 Beschäftigten vorübergehend in dieNeißestadt verlegt. 40 Görlitzer Mitarbeiter unterstützten dieKollegen aus dem rund 50 Kilometer entfernten Betrieb, in dem dieProduktion von Straßenbahnen nun längst wieder angelaufen ist.