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Er wurde geblitzt Görlitz: Arzt muss nach Noteinsatz Führerschein abgeben

05.04.2018, 17:39

Görlitz - Ein Notarzt-Einsatz hat für einen Mediziner im ostsächsischen Görlitz böse Folgen. Am 6. Januar wurde Vratislav Prejzek zu einem Notfall gerufen. Der Arzt eilte sofort los und wurde dabei geblitzt: Mit 84 Km/h war er durch eine Tempo-30-Zone gerauscht, berichtet er selbst auf seiner Homepage.

Normalerweise sind Fahrzeuge des Rettungsdienstes von der Straßenverkehrsordnung befreit, wenn „höchste Eile geboten ist, um Menschenleben zu retten oder schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden“, so die offizielle Regelung.

Ordnungsamt: Einsatz war kein Notfall

Doch das Görlitzer Ordnungsamt will das in diesem Fall nicht gelten lassen. Es habe keine lebensbedrohliche Situation für den Patienten vorgelegen. Zudem fuhr der Arzt ohne Blaulicht, da niedergelassene Ärzte in Sachsen das nicht dürfen. Auch ein Brief des Ärztlichen Leiters des Rettungsdienstes habe die Behörde nicht umstimmen können.

Prejzeks Problem: Der zunächst vermutete Notfall war am Ende keiner. Das konnte der Arzt aber nicht wissen, als er zum Patienten eilte. „Bei Herzinfarkt oder Schlaganfall zählt jede Sekunde“, erklärt er selbst.

Arzt Prejzek will aus Protest Praxis schließen

Prejzek, der aus Tschechien stammt, aber bereits seit 2015 eine Praxis in Görlitz unterhält, soll daher jetzt büßen: 308 Euro Geldstrafe und zwei Punkte in Flensburg sind fällig. Besonders hart treffe ihn aber der dritte Punkt: Der Arzt soll zudem für zwei Monate den Führerschein abgeben.

Hausbesuche fallen in dieser Zeit definitiv aus, so der Mediziner. Da er zudem 62 Kilometer von seiner Praxis entfernt wohne, überlege er sogar, die Praxis komplett zu schließen, kündigte Prejzek an. Bereitschaftsdienste werde er nicht mehr übernehmen.

Mediziner vermisst Dankbarkeit für Einsätze

„Im Rahmen einer bürokratischen Farce werde ich zum Sündenbock abgestempelt“, ärgert sich der Mediziner und verweist auf mehr als 1600 Notarztdienste, die 2017 in Sachsen unbesetzt blieben. Er vermisse die Dankbarkeit für seine Arbeit.

Auf Nachfrage deutete die Stadt Görlitz Kompromissbereitschaft an. Gegenüber dem MDR sagte Bürgermeister Michael Wieler, dass Vratislav Prejzek dafür aber Widerspruch gegen den Bußgeldbescheid einlegen müsse. Das hatte der bislang nicht gemacht. (mz)