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Gewerkschaft Transnet droht der Bahn mit Streik

29.12.2008, 14:39

Berlin/dpa. - Noch vor Beginn der Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn hat die Gewerkschaft Transnet den Ton verschärft. Der Chef der größten Bahngewerkschaft, Alexander Kirchner, drohte in einem Interview mit Streiks.

«Wenn die Bahn auf die vermeintliche Krise verweist, womöglich eine Nullrunde fordert und sich in Verhandlungen nicht bewegt, ist ein Streik unausweichlich», sagte Kirchner dem «Tagesspiegel» (Montag).

Die Deutsche Bahn reagierte am Montag zurückhaltend auf die Streikdrohung. Vor den im Januar beginnenden Tarifverhandlungen werde die Bahn keinen Kommentar dazu abgeben, sagte ein Sprecher in Berlin. Als sicher gilt allerdings, dass die Bahn nicht wie bei den jüngsten Tarifverhandlungen mit den Lokführern an monatelangen Verhandlungen und Streikaktionen interessiert ist.

Die Gewerkschaften Transnet und GDBA fordern 10 Prozent mehr Einkommen für die rund 150 000 tarifgebundenen Bahnmitarbeiter. Die Gewerkschaft GDL will für rund 20 000 Lokführer 6,5 Prozent mehr Geld. Die Tarifverträge laufen Ende Januar aus, dann endet auch die Friedenspflicht und Streiks wären möglich.

Bahnchef Mehdorn hatte bereits vor Weihnachten auf die Tarifforderungen reagiert. «Wer mitten in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren zu hohe Lohnsteigerungen fordert, riskiert Arbeitsplätze.» Vor allem im Güterverkehr fürchtet er wegen der Wirtschaftskrise einen Einbruch. Mit dem Beginn der Tarifverhandlungen wird Anfang Januar gerechnet. Ein Angebot hat die Bahn bislang nicht vorgelegt. Demonstrativ verordneten sich Mehdorn (Bezüge 2007: 2,9 Millionen Euro) und seine Vorstandskollegen aber bereits eine Gehalts-Nullrunde 2009.

Die Deutsche Bahn wird die Verhandlungen im Januar zunächst zweigleisig beginnen - mit der Tarifgemeinschaft von Transnet und GDBA einerseits und mit der GDL andererseits. Die Gewerkschaft Transnet will einen Alleingang der Lokführer wie vor einem Jahr verhindern. Die Wiederholung eines solchen Tarifkonflikts «werden wir nicht zulassen», hatte Kirchner erklärt. «Wir werden so lange verhandeln, bis ein Gesamtergebnis da ist.

Kirchner lehnte es in dem Zeitungsinterview ab, angesichts der Wirtschaftskrise die Forderung nach zehn Prozent mehr Lohn zu relativieren. «Wir werden uns nicht mit Marginalien abspeisen lassen.» Im Personenverkehr gebe es keinen Abschwung, der Güterverkehr auf der Schiene boome ohnehin», sagte der dem «Tagesspiegel». Er rechne nicht damit, dass es vor Ende Januar ein Ergebnis mit der Bahn geben werde.

Alle drei Gewerkschaften streben neben höheren Einkommen auch bessere Arbeitsbedingungen an. Sie beklagen, dass durch die Optimierung der Dienstpläne seitens des Konzerns immer weniger Rücksicht auf die Mitarbeiter und deren Familien genommen werde. So gebe es unter anderem zu wenig freie Wochenenden und die Schichten begännen oder endeten oft in der Nacht. Das müsse im Sinne der Arbeitnehmer geändert werden, sagte der Transnet-Chef kürzlich.