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Gewalttäter Robert K. Gewalttäter Robert K.: Ex-Soldat wollte sich an Polizisten rächen

15.05.2018, 14:19
In diesem Gebäude hatte sich Robert K. verschanzt.
In diesem Gebäude hatte sich Robert K. verschanzt. Polizei Sachsen

Dresden - Der mutmaßliche Gewalttäter von Dresden und Königsbrück hat sich vermutlich gezielt an Polizisten rächen wollen.

In der Wohnung des 33 Jahre alten Ex-Soldaten fand man einen Brief, in dem er indirekt Angriffe auf Nachbarn und Polizisten ankündigte, wie Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar am Dienstag mitteilte.

Der Mann habe Wut und Verachtung gespürt, weil ihm die Polizei bei einem früheren Einsatz die legal in seinem Haus lagernden Waffen entzogen hatte.

Polizei vermutet Wegnahme von Waffen als Motiv

Ein Grund für das „Austicken“ sei wohl gewesen, dass man ihm sein „Spielzeug“ wegnahm, sagte Kretzschmar. Der Mann habe in dem Brief angegeben, nicht als Verlierer dastehen zu wollen.

Er steht auch im Verdacht, eine Nachbarin, eine 75-jährige Rentnerin, getötet zu haben. Sie war am Samstag mit Stichverletzungen tot in ihrer Dresdner Wohnung gefunden worden. Der Mann hatte wenige Tage zuvor im Alkoholrausch in seiner Wohnung randaliert.

Schreiben des Täters hatte Einfluss auf Einsatztaktik

Das von Fallanalytikern untersuchte Schreiben war der Grund, warum die sächsische Polizei äußerst vorsichtig zu Werke ging und Spezialkräfte aus anderen Bundesländern anforderte.

Als sich Beamte am Montag in der Königsbrücker Heide - einem früheren Militärgelände - mit gepanzerten Fahrzeugen leerstehenden Gebäuden näherten, wurden sie unter Beschuss genommen.

Allerdings konnten die Polizisten im Schutz der Fahrzeuge die Flugbahn der Geschosse lokalisieren und den Ex-Soldaten mit Einsatzerfahrung in Bosnien-Herzegowina schließlich im Gebäude der früheren Kommandantur ausfindig machen.

Robert K. ignorierte Vermittlungsversuche

Kretzschmar zufolge reagierte er nicht auf Vermittlungsversuche, für die Spezialisten aus Brandenburg angereist waren. Die Beamten hätten sich dann Stockwerk für Stockwerk nach oben gearbeitet.

Als ein GSG-9-Beamter samt Hund die Dachluke öffnete, sei er unter Beschuss genommen worden, worauf sich das Team erst einmal wieder zurückgezogen habe.

Von Robert K. angeschossener Polizist ist wohlauf

Der betroffene Beamte erlitt einen Steckschuss im rechten Unterarm, sei aber wieder wohlauf, sagte der sächsische Innenminister Roland Wöller (CDU).

Nach einer ein- bis zweistündigen Ruhephase habe man einen Roboter mit Kamera in das Dachgeschoss eingebracht. Laut Kretzschmar hatte sich der Ex-Soldat allerdings zu der Zeit schon mit einem Kopfschuss selbst getötet.

Fall Robert K. - Polizei sucht Herkunft der Tatwaffe

Die Polizei will nun ermitteln, woher der 33-Jährige die Tatwaffe hatte. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass er die Pistole der Marke 356 Smith and Wesson aus seinem Schützenclub mitgehen ließ.

Zu Hause bei dem Mann hatte man sieben Feuerwaffen gefunden und einkassiert. Seine Flucht trat er mit reichlich Munition an: „Ich war überrascht, wie viele Hülsen in diesem Tatobjekt herumlagen“, sagte Kretzschmar.

Sachsens Innenminister nutzt Fall für neue Forderungen

Nach Ansicht von Innenminister Wöller zeigt der Einsatz, wie wichtig eine gute Ausrüstung der Polizei ist. Es wäre auch gut gewesen, wenn man bei den Ermittlungen seit vergangenem Donnerstag das Instrument der Quellen-Telekommunikations-Überwachung hätte nutzen können, sagte er und spielte damit auf einen Konflikt in der schwarz-roten Koalition Sachsens an.

Die SPD sträubt sich hier bisher gegen den Einsatz eines solchen Mittels, das die Kommunikation verschlüsselter Nachrichten wie bei Messenger-Diensten überwachen kann.

In diesem Zusammenhang bemerkte Wöller: „Realität wirkt - hoffentlich auch beim Koalitionspartner.“ (dpa)