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Gesundheit Gesundheit: Apotheken oft «mangelhaft»

Von PETER HAHNE UND STEFFEN HÖHNE 22.04.2010, 18:35

BERLIN/MZ. - Die Qualität deutscher Apotheken ist unterm Strich nur dürftig. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest nach systematischen Stichproben bei 50 Vor-Ort-Apotheken und Versendern. Nur sieben Apotheken schnitten bei verdeckten Testkäufen und Beratungsgesprächen mit "gut" ab. Elf erhielten gar ein "mangelhaft". "Besonders die Versandapotheken enttäuschten", berichten die Tester - darunter auch "Zur Rose" aus Halle. Es habe keine einzigen "guten" Versender gegeben. Nur vier bekamen ein "befriedigend", acht Versender bewertete die Stiftung mit "mangelhaft".

Woran lag es? Jede Apotheke wurde von den Testern siebenmal besucht (in Berlin, Essen, Nürnberg und Augsburg) oder telefonisch kontaktiert (Versender). Die Apotheker mussten sich Fragen zu Wechselwirkungen von Medikamenten stellen, eine Rezeptur mischen, einmal hatte ein Kind Fieber. Das Ergebnis war oft erschreckend. Trotz gezielter Nachfragen und teils sehr einfacher Testfälle "gab es jede Menge Patzer". Wechselwirkungen waren unbekannt, der Hinweis auf eine notwendige Rücksprache mit dem Arzt fehlte oft, oder die Apotheken weigerten sich schlicht, Rezepturen zu mischen.

Verwunderung in Halle

"Fast schon als Katastrophe kann man das Ergebnis der Versandapotheken zusammenfassen", berichtet die Stiftung Warentest. "Keine einzige konnte alle drei Testfälle lösen". Vier Versender - Apotal, Sanicare, "Zur Rose" und Euroapo24 - versagten bei allen drei Testkäufen, bei denen es um Wechselwirkungen ging. "Zur Rose" mit Sitz in Halle bekam insgesamt nur das Urteil "mangelhaft".

"Wir werden uns den detaillierten Testbericht genau anschauen", sagte "Zur Rose"-Sprecher Karl-Heinz Langner. Das schlechte Abschneiden sei sehr verwunderlich, da die Qualität von "Zur Rose" bei bisherigen Tests immer als gut eingeschätzt wurde. "Fachliche Qualität und Kundenberatung haben bei uns oberste Priorität", so Langen. Dies sei auch durch Computerprogramme gesichert, die die Arbeit der Berater unterstützen.

Aber auch die Vor-Ort-Apotheken, im Test ausschließlich Niederlassungen bundesweit auftretender Kooperationen wie Easy oder DocMorris - bekleckerten sich nicht mit Ruhm. Nur drei von 27 Apotheken machten keine Fehler bei der Beratung.

Nur die Preise stimmen

"Die zweifelhafte Ehre der schlechtesten Beratung kann die Easy-Apotheke für sich in Anspruch nehmen", berichten die Tester. So sei etwa ein Kunde, der sich nach einem Inkontinenzpräparat erkundigte, am Telefon mit dem unwirschen Hinweis abgewimmelt worden, so etwas "können Sie doch in jeder Apotheke kaufen!" Neben der Beratungsleistung haben die Tester auch die Fähigkeit und Bereitschaft der Apotheken zur Herstellung von Rezepturen untersucht. Dazu sind die Apotheken gesetzlich verpflichtet, auch die Versender. Letztere weigerten sich indes in einem von drei Fällen. Bei den stationären Apotheken werden die Kunden in diesem Punkt besser bedient: Nur eine lehnte die Herstellung der Rezeptur ab.

"Es kann nicht sein, dass sich die Versender die Rosinen herauspicken und die personalintensiven Arbeiten den Kollegen vor Ort überlassen", moniert Untersuchungsleiter Holger Brackmann. Einzige Lichtblicke waren die Testergebnisse zum Service und zu den Preisen. Die Abwicklung einer Bestellung bei den Versendern klappte meist gut.