Geschäftsklima Geschäftsklima: Ifo-Index hat sich weiter verschlechtert

München/dpa. - Der erwartete Konjunkturaufschwung in Deutschland ist in Gefahr. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank im März erneut von 96,4 auf 95,4 Punkte. «Die Sorgen über den weiteren Konjunkturverlauf haben sich verstärkt», sagte ifo-Chef Hans-Werner Sinn am Freitag in München. Die Terroranschläge von Madrid hätten keine signifikanten Auswirkungen gehabt. Daher könne die Stimmungsverschlechterung im März nicht als vorübergehende Sonderbewegung abgetan werden. Das ifo- Institut prüft nun eine Senkung seiner Wachstumsprognose für das laufende Jahr. Der Euro-Kurs fiel nach Bekanntgabe des Index zeitweise unter 1,21 Dollar. Die Börse gab einen Teil ihrer Gewinne wieder ab.
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bezeichnete die Schwäche als »Warnsignal». Es komme nun darauf an, den Industriestandort Deutschland «mit allem, was wir können, zu stärken», sagte er am Freitag in Berlin. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte, die Bundesregierung halte an ihrer Wachstumsprognose von 1,5 bis zwei Prozent in diesem Jahr fest. Nach Einschätzung der Citigroup ist der Rückgang noch kein Indiz für eine erneute Trendwende der Konjunkturentwicklung in Deutschland. Dagegen zeigen die neuen ifo-Zahlen nach Auffassung von CDU- Generalsekretär Laurenz Meyer, dass Wirtschaft und Verbraucher überhaupt kein Vertrauen in eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Bundesrepublik haben.
Der ifo-Index gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren der deutschen Wirtschaft. Er wird aus der Befragung von monatlich 7000 Unternehmen ermittelt. Nach monatelangem Stimmungsaufschwung war er bereits im Februar gesunken. Im März fiel der Index stärker als von vielen Analysten erwartet. Bedenklich ist nach Sinns Einschätzung insbesondere, dass die Unternehmen im März erstmals seit einem halben Jahr ihre aktuelle Geschäftslage schlechter beurteilten. Der entsprechende Index sank von 92,6 auf 92,1 Punkte. Auch die Zukunftserwartungen wurden negativer beurteilt. Der Erwartungsindex ging von 100,3 auf 98,9 Punkte zurück.
Insbesondere im Einzelhandel habe sich die Stimmung verschlechtert, berichtete Chef-Volkswirt Gernot Nerb. «Die Konsumschwäche drückt auf die konjunkturelle Erholung.» Vor allem wegen der Impulse aus dem Ausland schreibe das ifo Institut den Aufschwung zwar nicht ab. «Die Stärke des Aufschwungs ist aber fraglicher geworden.» Noch gilt beim ifo Institut die Gemeinschaftsprognose von 1,8 Prozent Wachstum. «Wir rechnen gerade noch einmal», sagte Nerb. Möglicherweise gehe das Institut dann mit einem niedrigeren Vorschlag in die Beratungen für das Frühjahrsgutachten.
Grundsätzlich würde das Institut angesichts des zögerlichen Aufschwungs eine Zinssenkung der EZB befürworten. «Wir sehen mittelfristig eine Zinssenkung für angezeigt», sagte Nerb. In Deutschland spreche viel für eine kurzfristige Senkung, die EZB müsse aber den gesamten Euro-Raum im Blick haben.