1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Germanistisches Institut: Germanistisches Institut: Mysteriöse Tratschbarbe

EIL

Germanistisches Institut Germanistisches Institut: Mysteriöse Tratschbarbe

Von Ines Krause 10.10.2001, 14:59

Halle/MZ. - Im Mittelalter war es oberstes Gebot: Mit einer Tratschbarbe sollte man sich nicht anlegen. Denn zumindest damals galt diese mysteriöse Gestalt als ein äußerst streitsüchtiges Wesen, das überall und nirgendwo herumgeistert und dessen man kaum eine Chance hatte, habhaft zu werden.

Heute ist die Tratschbarbe lediglich noch Namensgeber für ein kleines Büchlein, das kürzlich an der Uni Halle entstand. Erarbeitet wurde es von Germanistik-Studenten. Es enthält eine Zusammenstellung von Sagen aus dem mitteldeutschen Raum. Etwa die vom Roland in Halle, die von der steinernen Jungfrau in Dölau oder auch die vom Merseburger Raben.

Die Germanistik-Studenten haben viel Zeit in ihre Tratschbarbe investiert. Wochenlang haben sie Archive abgegrast und alte Bücher gewälzt auf der Suche nach der jeweils ältesten schriftlichen Überlieferung historischer Sagen. Probleme bereitete ihnen vor allem die Angabe der Urheberrechte, "denn es ist sehr schwer feststellbar, wann eine Sage erstmals niedergeschrieben wurde", erklärt Dr. Andrea Seidel, die das Projekt betreute.

Bis auf ihre fachliche Beratung lag das Projekt komplett in studentischer Hand - von der Recherche über die Textauswahl bis zur Gestaltung des Titelblattes.

Antje Mindl-Mohr ist für ihre Recherchen während der vorlesungsfreien Zeit im Mansfelder Land unterwegs gewesen. "Ich habe versucht Sagen zu finden, die sich mit den rätselhaften Steinkreuzen in dieser Gegend beschäftigen", sagt die Studentin aus dem sechsten Fachsemester. Und sie wurde fündig, und zwar im Örtchen Blankenheim. "Diese Steine", so fand sie heraus, "wurden überall dort aufgestellt, wo einst ein Mord oder eine andere Gewalttat passierte." Viel Geduld und sogar kriminalistischer Spürsinn seien dafür nötig gewesen. Das bestätigt auch ihre Kommilitonin Katja Helbing, die sich mit der Sagengestalt des sächsischen Pumphuts befasste.

Die Arbeit der Studenten wird nun sogar noch einen praktischen Nutzen haben. Denn sie wird künftig auch als kleines Nachschlagewerk in der Bibliothek ausliegen.

Das Heft ist für zwei Mark im Germanistischen Institut, Herweghstraße 96, erhältlich. Telefon: 552 3617.