Geplanter Energieverbund Geplanter Energieverbund: Leipzigs OB setzt auf regionales Stadtwerk
Leipzig/MZ/eja. - Einen Energieverbund mit dem Charakter eines "starken regionalen Stadtwerkes" strebt Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee im Zuge der Unternehmensfusionen in Mitteldeutschland an. Es gelte einen Energieversorger zu schaffen, der dem größten ostdeutschen Stromkonzern - der Veag - als Konkurrent "einheizen" kann. Das sei das Ziel seines Vorstoßes, die Stadtwerke Leipzig in die geplante Fusion der beiden regionalen Energieversorger Envia (Chemnitz) und Meag (Halle) einzubringen, sagte Tiefensee der Mitteldeutschen Zeitung.
Eine Fusion um jeden Preis werde es mit ihm aber nicht geben, betonte der SPD-Politiker. "Ich werde dem Stadtrat einen Zusammenschluss nur empfehlen, wenn unsere konzeptionellen Vorstellungen darin eingegangen sind." Dies wiederum setze voraus, dass die kommunalen Anteilseigner bei Envia wie auch Meag mit dem Mehrheitsgesellschafter, dem Essener Energieriesen RWE, "als gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe verhandeln" können. Deshalb werbe er für einen Schulterschluss der kommunalen Seite.
"Es darf nicht auf ein Unternehmen hinauslaufen, das nur noch wie eine verlängerte Werkbank Vertriebsbüro und Verteilstation ist", benannte Tiefensee eine Befürchtung. Vielmehr müsse eine wirklich starke regionale Kraft im Energiemarkt geschaffen werden, die über eine breite Produktpalette (Multi Utility) verfügt und Gewicht hat im RWE-Konzern. Deshalb auch plädiere er für die Einbeziehung der Mitteldeutschen Gasversorgung (Mitgas/Gröbers).
Und es müsse über ein Unternehmen geredet werden, das im Zusammenschluss nicht nur Einsparpotenziale nutzen will, sondern das klare Wachstumsziele verfolgt. So könne der Abbau auf der einen Seite durch Aufbau auf der anderen kompensiert werden, hofft der Oberbürgermeister.
"Ich kann mir vorstellen, dass auch Halle dazu kommt", beantwortete Tiefensee die Frage nach denkbaren weiteren Partnern und fügte an: "Wir sind noch nicht am Ende des Prozesses". Halle hatte vor Jahresfrist über ein Zusammengehen seiner Stadtwerke mit der Meag verhandelt. Die Gespräche waren aber gescheitert.
Tiefensee erwartet noch im September vom Leipziger Stadtrat das Mandat, um den bislang geführten Sondierungsgesprächen Verhandlungen mit Envia, Meag und RWE folgen zu lassen. Nach seiner Überzeugung sollten die Chancen jetzt rasch ausgelotet werden. Nicht nur weil sich der heimische Energiemarkt weiter schnell verändert. Sondern vor allem auch, weil die Privatisierung in Polen, Tschechien und anderen osteuropäischen Ländern ins Rollen kommt. "Wer dort mitmischen will, muss stark aufgestellt sein."
Obgleich die Zeit dränge, dürfe jedoch nichts übers Knie gebrochen werden. "Wir müssen Schritt für Schritt vor allem inhaltlich vorankommen. Und wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht überheben", mahnte Tiefensee.