Geplante Müllverbrennungsanlage Geplante Müllverbrennungsanlage: Spätstarter will nichts anbrennen lassen
Halle/MZ. - Das erst im Dezember gegründete Gemeinschaftsunternehmen aus der in Essen ansässigen Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet mbH (AGR / 74,9 Prozent Gesellschafteranteile) und der Stadtwerke Halle GmbH (restliche Anteile) will am Deponiestandort Lochau (Saalkreis) eine Anlage zur thermischen Abfallbehandlung errichten. Wie Wilfried Middendorf, Geschäftsführer des neuen Unternehmens, am Freitag in Halle mitteilte, soll der 47 Millionen Euro teure Müllofen in der Lage sein, jährlich rund 80 000 Tonnen Haus- und Gewerbemüll in eine Strommenge von 26 Megawattstunden (Bedarf von 13 000 Haushalten pro Jahr) umzuwandeln.
Das von Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler als "positives Ergebnis" gefeierte Unternehmens-Bündnis mit einem "Partner von anerkannter Kompetenz", wirft bei Fachleuten und betroffenen Bürgern Fragen auf. Entscheidender Nachteil gegenüber den Anlagen der Wettbewerber in Zorbau (Landkreis Weißenfels), Leuna und Amsdorf (Mansfelder Land), die sich bereits im Bau befinden, ist der Zeitpunkt der Inbetriebnahme. Die Lochauer Müllverbrennung soll nach Angaben von Middendorf am 1. Juni 2007, also erst zwei Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung, die es verbietet, Abfälle unbehandelt zu deponieren, fertig sein. Bis dahin werde es Übergangslösungen in Kooperation mit anderen Anbietern geben, ließ der RAB-Chef verlauten, ohne Namen zu nennen.
Auch bei den Kosten - 114 Euro pro Tonne - schneidet Lochau schlecht ab. In Amsdorf und Leuna beispielsweise will man nur etwa 90 Euro nehmen. Häußler glaubt dennoch, dass auf die Hallenser lediglich eine Gebührenmehrbelastung von einem Euro pro Person und Monat zukommen werde.
Drittens schließlich steht zu befürchten, dass der "Heißhunger" der Lochauer Anlage bei den lediglich 55 000 Tonnen Müll, die in Halle anfallen, nicht gestillt werden kann. Die Restmenge solle am Markt aquiriert werden, verkündete Middendorf. Eine nicht leichte Aufgabe, wo doch nach Angaben aus dem Magdeburger Umweltministerium bereits die Mehrheit aller Landkreise ihre Müllentsorgung vertraglich gebunden haben. Michael Vagedes, Vorsitzender der AGR-Geschäftsführung, tritt derlei Bedenken gelassen entgegen: "Es wird keine Probleme geben, die Anlage zu füllen."